Generalleutnant Johann von Tilly

Wer über die leitenden Staatsmänner und Feldherren des 30jährigen Krieges den Stab brechen will, dem sei gesagt, daß leicht auch die Helden unserer deutschen Einigungskriege in einen ähnlich Malstrom hätten geraten können. Wäre etwa unser Kaiser Franz Joseph so verstockt und uneinsichtig gewesen wie es der Winterkönig Friedrich von der Pfalz war, so hätten womöglich schon 1866 die Gallier in den Deutschen Krieg eingegriffen… Daher gedenken wir Panzertiere heute unserem Generalleutnant Johann von Tilly. Der errang im 30jährigen Krieg sage und schreibe 36 Schlachtensiege – darunter die am Weißen Berg, bei Wimpfen, Höchst, Stadtlohn und Lutter am Barenberge – und warf so die Böhmen, die Lutherische Liga und die Dänen nieder. Bei Breitenfeld hätte er seine Laufbahn mit dem Sieg über die Schweden Gustav Adolfs krönen können. Unser Tilly wartete auf die Verstärkungen Aldringens als sein Unterfeldherr Pappenheim gegen seinen Befehl den Kampf von Zaun brach. Bei Bamberg siegte unser Tilly dann noch einmal, bevor er in der Schlacht bei Rain am Lech den Heldentod fand… Geboren wurde er 1559 auf dem väterlichen Schloß in Brabant. Seit 1598 diente er im kaiserlichen Heer und führte ab 1609 das Heer der katholischen Liga. Wegen der Zerstörung Magdeburgs sind sich die Geschichtsforscher nicht einig und so werden wir Panzertiere wohl noch eine kriegsgerichtliche Untersuchung anstellen müssen, sofern unser deutsches Vaterland befreit werden sollte… Wir dürfen uns sicher sein, daß unsere Walküren die Engelchen und Teufelchen des Jesusrindes mal wieder umgehauen und die Seele unseres Tillys nach Walhall getragen haben. Weshalb ich mir zum Gedenken an seinen Heimgang Richard Wagners Meisterwerk „Die Walküre“ ausgesucht habe: https://www.youtube.com/watch?v=ZaJBcT-Nqt0 Bei unserem Geschichtsschreiber Onno Klopp („Tilly im dreißigjährigen Kriege“) hat unser Feldherr nun genug von den Ränken des hessischen Landgrafen Moritz von Kassel und rückt mit seinem Heer in dessen Land ein: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10717043_00005.html

„Zur selben Zeit, als Tilly seinen bevorstehenden Einmarsch ankündigte, meldete Christian von Braunschweig: er werde kommen, um das hessische Land zu entsetzen. Moritz fragte an, wo er gedenke dem Tilly den Kopf zu bieten. Er berief die Stände, und verlangte Geld zu Werbungen. Die Stände lehnten ab, wie gewöhnlich. Erzürnt ging Moritz auf die Hochzeit seiner Tochter nach Dessau. Es ist dies ein merkwürdiger böser Zug, der in dem für Deutschland oft so unheilvollen Hause von Hessen-Kassel sich auch später wieder findet, daß sie nämlich in der Zeit wichtiger Krisen das Land verlassen. Die Absicht liegt nahe : Es ist diejenige der Provokation zur Anarchie. Des Verzuges ungeduldig betrat Tilly im Mai das hessische Land. Da der Einzug unabwendbar rar, so kann die Nichtabsendung von Kommissarien nur absichtlich gewesen sein zu einem ganz besonderen Zwecke. Dieser Zweck wird klarer durch das Verbot des Moritz an seine Beamten die Sorge für den regelmäßigen Unterhalt des Heeres zu übernehmen.? Es war dann die unvermeidliche Folge, daß die Soldaten selbst Quartier und Lebensmittel nahmen nach eigenem Gefallen. Dabei war Unordnung unvermeidlich. Diese etwaige Unordnung konnte dann auf Rechnung eines katholischen Fanatismus geschrieben, und durch die calvinischen Geistlichen zur Aufreizung des Landvolkes benutzt werden. Der wohl angelegte Plan mißlang nicht völlig. „Obwohl Tilly auf dem Marsche von der Wetterau nach Hersfeld“, erzählt uns ein gleichzeitiger Bericht, „scharfe Disziplin gehalten und das Streifen ernstlich verboten, ist doch viel Ungemach vorgegangen, die Straßen sind unsicher geworden, und viele Flecken haben herhalten müssen.“ Allein Tilly setzte dem Stratagem des Landgrafen in dieser Art ein anderes entgegen von seiner Art. Moritz hatte das Landvolk aufgeboten zur Verteidigung. Wo Tilly solche Kämpfer fand, griff er sie nicht an, sondern ließ freundlich zu ihnen reden. „Ihr Bauern“, sprach er selbst zu einer solchen Schar, „ihr seid gute Leute, zieht heim zu euren Weibern und Kindern, und sammelt Kraut und Rüben für sie ein: es soll euch nichts widerfahren.“ „Das ist ein Stratagema“, sagt ein heftiger Gegner, „dessen Tilly viel genossen hat.“ Wir haben keinen Grund das zu bezweifeln. Der Eiferer zieht daraus die kluge Lehre nicht Besatzungen von Landvolk zu bestellen, dessen Herzen an Weib und Kindern, an Hab und Gütern hängen, sondern Söldner, die solche Rücksicht nicht nehmen. Auch auf dem Marsche ließ Tilly nicht ab die Zusendung von Kommissarien zur Anordnung regelmäßiger Verpflegung zu fordern. Am 20./30. Mai betraten seine Quartiermeister das Rathaus zu Hersfeld und forderten in des Kaisers Namen die Lieferung von Lebensmitteln. Da endlich gaben dort die landgräflichen Beamten nach. Aber auch ferner noch schwankten einige zwischen der Not des Augenblicks und dem ausdrücklichen Verbote des Landgrafen. Wanfried wollte sich sogar widersetzen. Erst als die Ligisten mit Sturmleitern drohten, ward ein Akkord geschlossen und die Tore geöffnet. Dennoch forderte dann der junge Landgraf Wilhelm gar die kleine Stadt Allendorf zur standhaften Verteidigung auf. Erst wiederholte Drohungen erzwangen den Akkord. Noch während des Stillstandes, der zu diesem Zwecke angesetzt war, wurden die Tore aufgeschlagen. Die Ligisten zogen ein. Unter jedem anderen minder disziplinierten Heere jener Zeit wäre unter diesen Umständen eine allgemeine Plünderung erfolgt. Der Oberst verhinderte sie. Bevor Tilly Hersfeld verließ, verlangte er von allen Behörden eine schriftliche Erklärung die ferneren kaiserlichen Truppen ungehindert durchziehen lassen zu wollen. Sie beriefen sich auf ihren Eid gegen den hessischen Fürsten. Tilly erwiederte: obenan stehen die Pflichten der Fürsten und Untertanen gegen den Kaiser. Wenn der Landgraf Moritz sie daran hindere, werde es ihm nicht wohl bekommen. Auch so noch gaben die Behörden den verlangten Revers nur bedingungsweise, und entschuldigten sich bei Moritz sie hätten noch Härteres befürchten müssen, als diesen Revers. Für den Landgrafen Moritz jedoch war es unmöglich zur Vernunft zu kommen. Er, der unterdessen fern von seinem Lande auf der Hochzeit seiner Tochter gewesen war, kam voll Grimm über Räte, Stände, Ritter und Befehlshaber zurück und erklärte, daß sie in seiner höchst nötigen Abwesenheit sich nicht wie Männer, sondern wie Weiber benommen hätten. Tilly wäre nicht ins Land gekommen, sagte er, wenn die Stände mit ihrem Fürsten für einen Mann gestanden. Er ließ den 1. Juni eine Untersuchung anstellen gegen die Mitglieder des letzten Landtages, der ihm Hilfe verweigert. Sie traf besonders die beiden Deputierten des Rates von Kassel. Die Rache an diesen war leichter als an den Rittern, weil die Ritterschaft als geschlossene einige Korporation gegen die Mißhandlung eines jeden ihrer Mitglieder aufgetreten sein würde. Der Stadtschreiber von Kassel rettete sich durch die Flucht. Der Bürgermeister ward für seine leichtsinnige Abstimmung zur Abbitte und 4000 Taler Buße verurteilt. Unterdessen dauerte die Verbindung des Landgrafen mit Christian fort. Er hielt den Ständen seines Landes vor: die Verfolgung des Mansfeld in Ostfriesland sei nur ein Vorgeben. Tilly werde, sagte Moritz, sobald er Christian zurückgeschlagen, nach Hessen zurückkehren. Das war allerdings nicht anders zu erwarten nach dem Verhalten des Moritz. Er setzte dann es durch, daß der landständische Ausschuß am 1. Juli die Frage der Verteidigung erwog. Diese Erwägung der Stände, ob man mit Tilly, ob man mit Christian halten sollte, hebt lediglich die politische Seite des Augenblicks hervor, wer von den beiden die Aussichten des Erfolges für sich habe. Die Verteidigung des Vaterlandes, welche auch die Ritter und Stände im Munde führen, bezieht sich nur darauf, daß man sich jedes Heer möglichst fern halten möchte. Und diese Erörterung mußte der Lage der Dinge gemäß gegen Christian von Braunschweig ausschlagen. Als Moritz in Güte nicht durchdrang, versuchte er Gewalt. Er verschloß den widerspenstigen Rittern die Tore von Kassel, entzog ihnen Futter und Mahl, legte die Führer in Arrest. Die Ritter erklärten einmütig: die Freiheit der Abstimmung auf Landtagen sei geheiligt durch das Völkerrecht. Sie wandten sich Schuß und Hilfe flehend an den Kaiser. Um so sicherer durfte nun Moritz nach seinen Benehmen sich als ein Prophet erscheinen, daß Tilly nach dem Siege über Christian und Mansfeld zu ihm nach Hessen zurückkehren werde…“

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