Der Panzerkampfwagen IV, unser altes Arbeitstier

Ein Arbeitstier war unser Panzerkampfwagen IV fürwahr und so bekommt er heute eine kleine Panzerfeier von uns Panzertieren ausgerichtet. Im Jahre 1940 begann nämlich unser Angriff im Westen und bei dem spielte unser Panzer IV eine entscheidende Rolle. Ab 1938 wurde er bei unserer Firma Krupp geschmiedet und erlebte seine Feuertaufe im Polenfeldzug. Bis zur Einführung unserer Tiger- und Pantherpanzer war er unser stärkster Panzer. Geplant war er eigentlich zur Fußvolkunterstützung, aber da in unseren Panzer III keine (lange) 7,5cm-Kanone eingebaut werden konnte, mußten die beiden ihre Rollen tauschen. Neben dieser besaß unser Panzer IV noch zwei Maschinengewehre zur Bekämpfung von ungepanzerten Zielen. Die Panzerung war mit 8cm eher mittelprächtig, aber dafür war unser Panzer IV nur 25 Tonnen schwer. Entsprechend schaffte er mit seinen 300 Pferdestärken 20 Kilometerstunden im Gelände und 40 auf der Straße. Bis zu 320 Kilometer konnte er weit fahren. Seine Besatzung umfaßte fünf Mann. Gebaut worden sind in allen Ausführungen ungefähr 8500 Stück von unserem Panzer IV; außerdem wurde sein Fahrgestell für unser Sturmgeschütz IV, unser Sturmpanzer IV (Brummbär genannt), unsere Jagdpanzer IV und Nashorn, unsere Panzerhaubitzen Hummel und Heuschrecke und unseren Flakpanzer IV verwendet. Im Grunde genommen sind Panzerkampfwagen bloß mechanische Schlachtrösser und so bekommt unser Panzer IV von mir das schöne alte Lied „Die Eisenfaust am Lanzenschaft“ gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=5D2jyuJaSAU

„Die Eisenfaust am Lanzenschaft,

Die Zügel in der Linken,

So sprengt des Reiches Ritterschaft

Und ihre Schwerter blinken.

Heja, heja, heja! Heja!

Und ihre Schwerter blinken.

Das Balkenkreuz, das schwarze, fliegt

Voran auf weißem Grunde,

Verloren zwar, doch unbesiegt.

So klingt uns seine Kunde.

Heja, heja, heja! Heja!

So klingt uns seine Kunde.

Es flattert hell im Morgenwind

Und grüßt der Grenzen Lande,

Grüßt die, die uns’re Brüder sind,

Trotz Schmach und Not und Schande.

Heja, heja, heja! Heja!

Trotz Schmach und Not und Schande.

Es fliegt voraus im Ritterskleid

Und mahnet uns zu streiten,

Für die verlorne Herrlichkeit,

Drum Wimpel flieg, wir reiten.

Heja, heja, heja! Heja!

Drum Wimpel flieg, wir reiten.“

Unser Panzer IV stand übrigens auch im Mittelpunkt der Überlegungen unseres Generalobersts Guderian als Inspekteur der Panzertruppen. Die Einzelheiten lesen wir in seinen „Erinnerungen eines Soldaten“: https://archive.org/details/heinz-guderian-erinnerungen-eines-soldaten-1960/

„Um das gesteckte organisatorische Ziel zu erreichen, schlage ich für 1943 folgende Kriegsgliederung vor: (Skizze I, leider nicht mehr vorhanden). Hierzu ist bezüglich der Panzerausstattung zu sagen: Die Bewaffnung mit Panzern ruht zur Zeit ausschließlich auf dem Panzer IV. Unter Berücksichtigung des laufenden Ersatzbedarfes für das Ostheer und Afrika, sowie des Bedarfes an Ausbildungsgerät kann monatlich eine Abteilung neu aufgestellt oder voll aufgefüllt werden. Ferner kann 1943 mit der Aufstellung einer begrenzten Zahl von Panzerabteilungen mit „Panther“ und „Tiger“ gerechnet werden, die jedoch – was die „Panther“ anlangt – nicht vor Juli, August frontverwendbar sein dürften. Um dennoch die aufzufrischenden Panzerdivisionen einigermaßen vollkampfkräftig zu machen, ist daher der Rückgriff auf die in verhältnismäßig großer Zahl anfallenden, leichten Sturmgeschütze erforderlich. Ich halte es für unabweisbar, monatlich eine Panzerabteilung mit leichten Sturmgeschützen bewaffnet aufzustellen und in die Panzerdivisionen einzugliedern, solange bis der Fabrikausstoß an Panzern allein genügt, um den Bedarf der Panzerdivisionen zu decken. Ferner wäre der Weiterbau des Panzers IV durch das Jahr 1944/45 hindurch mit Hochdruck fortzusetzen, ohne jedoch hierdurch den Ausstoß an Panthern und Tigern zu gefährden. III. Für 1944 schlage ich eine Kriegsgliederung nach Skizze II vor (leider nicht mehr vorhanden). Sie enthält gegenüber der Skizze I lediglich bei den Panzern: Auffüllen des Regiments auf eine Brigade zu vier Abteilungen. IV. Die Panzerzahlen der vorgeschlagenen Gliederungen lassen sich erreichen durch zunehmende Fabrikation an Panzern IV, Panthern und Tigern, und – bis diese ausreicht – durch Rückgriff auf die leichten Sturmgeschütze auf dem Fahrgestell des Panzers IV mit der 7,5-cm-Kanone L48. Sie lassen sich ferner nur erreichen, wenn die Grundlagen für die längere Lebensdauer des einzelnen Panzers geschaffen werden. Hierzu ist erforderlich: a) Ausreifenlassen der Neukonstruktionen (Panther!) b) Gründliche Ausbildung der Besatzungen (Beteiligung an der Fertigmontage, Einzel- und Verbandsausbildung), c) Zuweisung genügenden Lehrgeräts an die Ausbildungseinheiten. Brief General Hube über dessen Fronterfahruugen (nicht mehr vorhanden), d) Stetigkeit der Ausbildung und die nötige Zeit hierfür (kein Verlegen von Neuformationen während der Ausbildung von ihren Standorten und aus der Fabriknähe). V. Der unerläßliche Schlachterfolg läßt sich nur erreichen durch schärfste Konzentration aller Panzerkräfte auf den entscheidenden Raum im geeigneten Gelände und durch Überraschung in Bezug auf Zahl und Gerät. Hierzu ist erforderlich: a) Verzicht auf Ausstattung der Nebenkriegsschauplätze mit Panzern neuer Bauart und Beschränkung auf Beutepanzerverbände an diesen Fronten, b) Zusammenfassen aller Panzereinheiten (einschließlich Tiger, Panther, Panzer IV und vorläufig auch eines Teils der leichten Sturmgeschütze) in den Panzerdivisionen und Panzerkorps unter sachverständiger Führung, c) Berücksichtigung der Geländeverhältnisse beim Ansatz zum Angriff, d) Zurückhalten neuen Geräts (das heißt jetzt noch Tiger, Panther und schwere Sturmgeschütze) bis eine genügende Anzahl dieser Waffen einen durchschlagenden Überraschungserfolg gewährleistet. Vorzeitige Preisgabe neuen Geräts lädt uns für das nächste Jahr bereits eine wirksame Abwehr auf den Hals, der wir dann so schnell nichts entgegensetzen können. e) Verzicht auf Neuformationen: die Stämme der alten Panzer- und motorisierten Divisionen enthalten in ihren geschulten Menschen und dem Bestand an Gerät für die Auffrischung unentbehrliche Hilfe, denen Neubildungen niemals gleichwertig sind. Der zur Zeit bestehende Dauereinsatz von Panzerdivisionen in reiner Abwehr ist verschwenderisch. Er verzögert die Auffrischung und damit die Angriffsbereitschaft. Es käme darauf an, alsbald zahlreiche Stämme von Panzerdivisionen zur Auffrischung aus der Front zu lösen.“

Seine Langrohrkanone bekommt unser Panzer IV nun bei unserem Panzergeschichtsschreiber Wolfgang Fleischer („Der Panzerkampfwagen IV“): https://archive.org/details/WaffenArsenalS33DerPanzerkampfwagenIV

„Eingebaut wurde das Geschütz ab März 1942 in den Panzerkampfwagen IV (7,5cm) (Sd.Kfz. 161/1), Ausführung E 2. 162 Stück sind bis zum Juli des Jahres zur Auslieferung gekommen, wozu noch 25 umgerüstete Fahrzeuge der Ausführung E kamen. Die Verteilung der neuen Panzerkampfwagen IV mit Langrohrkanonen geschah entsprechend der Notwendigkeiten auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Organisatorische Belange konnten dabei kaum berücksichtigt werden, ebenso die noch nicht ausreichende Munitionsversorgung. Der Bedarf an Panzern mit den langen Kanonen war groß. Die Ausbildungsabteilung beim Generalstab des Heeres schätzte am 9. Juli 1942 ein: „… mit der neuen KWK 5cm-lang und 7,5cm-lang sind der Truppe Waffen in die Hand gegeben, die sich in allen Kämpfen hervorragend bewährt haben…“ Die Truppe konnte dank der neuen Bewaffnung den gepanzerten Gegner wieder auf Distanz halten beziehungsweise auch auf größere Entfernung zerstörende Wirkung erzielen. Trotz zunehmender Ausstoßzahlen (im Januar 1943 waren es elf Panzerkampfwagen IV (7,5cm) (Sd.Kfz. 161/1) Ausführung G gewesen) nahm die Ablösung des Panzerkampfwagen III in den Panzerabteilungen über ein Jahr in Anspruch. Einige Beispiele: Das Panzerregiment III der II. Panzerdivision erhielt im August 1942 die ersten 14 Panzerkampfwagen IV mit Langrohrkanonen, dazu kamen 18 neue Panzerkampfwagen IV mit der 7,5cm-Kampfwagenkanone 37 L/24. Der Rest des Bestandes waren Panzerkampfwagen II und II. Anfang 1943 war der Mangel an Kampfwagen mit wirkungsvoller Bewaffnung so groß, dass die Stabskompanie der II./Panzerregiment III vier eigentlich für die Panzerjägerabteilung der Division vorgesehene Pak-Selbstfahrlafetten als Reserve für die Panzerabwehr erhielt. Die II./Panzerregiment XXXI (V. Panzerdivision) verfügte am 10. Juni 1943 über insgesamt 36 Kampfwagen, davon waren nur 19 vom Typ IV, zwei noch immer mit der kurzen Kanone. Auch in Nordafrika, wo das Feuergefecht auf große Entfernung geführt werden konnte, gab es dringenden Bedarf an Panzerkampfwagen IV (7,5cm) (Sd.Kfz. 161/1), Ausführung F 2 und (I. Die zuletzt genannte Ausführung war ab Mai 1942 in der Fertigung. Insgesamt verließen 1687 Stück die Werkhallen. Hinzu gerechnet werden müssen Panzerkampfwagen IV älterer Ausführung, die im Rahmen der Instandsetzung mit der 7,5cm-Kampfwagenkanone 40 nachgerüstet wurden. Das war wegen der erfreulichen Entwicklung beim Ausstoß dieser Waffe möglich. Beispielsweise stand dem Fertigungssoll im Januar 1943 (180 Stück) die tatsächliche Lieferung von 228 Kanonen und 44 Ersatzrohren gegenüber. Die Lebensdauer des Rohres ist übrigens mit 5000 bis 6000 Schuß angegeben…“

Dieterich Buxtehude

Dem Todestag von unserem großen deutschen Tondichter Dieterich Buxtehude gedenken wir heute. Dieser ging nämlich 1707 in Lübeck heim. Noch 270 Werke sind von ihm erhalten. Zur Welt kam er vermutlich in Helsingborg oder in Oldesloe und trat in die Fußstapfen seines Vaters, der auch schon als Kirchenmusiker tätig war. Seine erste Anstellung fand er 1657 in Helsingborg. Seine zweite 1660 in Helsingör und seine dritte und letzte 1668 in Lübeck. Dort veranstaltete er ab 1673 seine Abendmusiken. Bei ihm ging niemand geringeres als Johann Sebastian Bach in die Lehre und das sagt hoffentlich genug über den hohen Wert seiner Musik aus. Seine bessere Hälfte Margaretha Tunder heiratete unser Buxtehude 1668. Die beiden hatten fünf Töchter. Ein paar Klavierwerke unseres alten Meisters gibt es zur Feier des Tages natürlich auch noch: https://www.youtube.com/watch?v=OEgV7RftpMQ Auf den Einfluß unsere Tondichters auf unseren Sebastian Bach kommt unser Musikgeschichtsschreiber Hans Joachim Moser („Dietrich Buxtehude. Der Mann und sein Werk“) nun zu sprechen:

„So zeigt sich Dietrich Buxtehude, der als Kind von Oldesloe an die südschwedische Küste dänischen Bereichs versetzt wurde und dann. ohne irgend dänischen Geblüts zu sein, im eigentlichen Seeland erwuchs und 1668 nach Lübeck rücksiedelte, räumlich als ein echter Zwischenmeister inter nationes, der, wenn er vielleicht in Kopenhagen mit den Schröders und Lorenz deutschen Umgang gepflegt hat, doch nicht taub gegen die vielerlei Folklorekunst seines nordischen Gastvolkes geblieben sein kann. Hermann Kretzschmar hat über Buxtehudes Kunstwerke schön formuliert: „Der germanische Norden lebt in ihnen auf, so wie er nach dem Dreißigjährigen Kriege dastand – als die geistige, innerlich stark gebliebene Reserve der deutschen Welt: immer noch groß und kräftig, aber aus der Ruhe gebracht“ (Bachkolleg). Das werden vor allem Dietrichs Orgelstücke großartig bestätigen. Aber unser Meister ist auch inter tempora ein echter Zwischenmeister gewesen, ein Mann des zeitstilistischen Wandels und Übergangs, der Größte jenes Umbruchs „zwischen Schütz und Bach“ (vergleiche meinen gleichnamigen Vortrag in der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Universität Leipzig). An sich steht ja jeder auf einem Zeitenpaß zwischen der Vergangenheit seiner geistigen Väter und der Zukunft seiner Söhne und Enkel. Hier aber, um 1675 bis 1700, ist doch jenes (in manchem Fall tragische) „Nicht mehr – und noch nicht“ durch die ragenden Grenzpfeiler von Schützens Tod und dem ersten Hervortreten Bachs und Händels unverkennbar deutlicher als sonst markiert. Freilich darf man auch, unter mehr optimistischer Beleuchtung, sagen : diese „weder noch“ steht ausgleichend ein „sowohl als auch“ gegenüber; noch beglänzt den Schwiegersohn Tunders die große Organistentradition der Schüler Sweelincks und das herrliche, in seiner Jugendzeit noch allgültige Konzert- und Oratorienvorbild der sagittarischen Hochblüte, während er bereits vieles Köstliche zubereiten konnte, das wenig später im Oratorienkorpus Händels, in der Kantatenwelt und im Orgeloeuvre Bachs Vollendung und reichste Einlösung gefunden hat (vergleiche Max Seiffert, „Buxtehude, Bach und Händel“, in: Jahrbuch der Musikbibliothek Peters für 1902). Und wenn man den Blick von den Großmeistern zuvor und danach auf Buxtehude selbst brennpunktscharf einstellt, wenn man ihn mit seinen Generationsgenossen Rosenmüller, Nikolaus Adam Strungk, Christian Geist (auch solchem Ostseemeister zwischen Güstrow, Stockholm und Kopenhagen!), mit Johann Pachelbel und Georg Böhm, Bokemeyer, Johann Theile, Gaspar Förster Junior, Augustin Pfleger, Christoph Bernhard, Adam Krieger, Nikolaus Bruhns, Daniel Eberlin, Philipp Krieger, Capricornuus, Strattner, Johann Beer, Christian Ritter. Georg Bronner, Georg Österreich, Zachow, Johann Christof Bach. Erlebach, Christian Flor, Furchheim, Weiland, Leonhard Sailer, Johann Wolfgang Franck, Balthasar Erben. Heinrich Alois Brückner, Samuel Ebart, Gerstenbüttel und andere sieht – ich bringe von einem Teil der Genannten demnächst zwei Erbebände als „Kirchenkonzerte um 1700“ -. so bilden sie einen höchst fesselnden Personenkreis, dessen unruhige Modulationsstellung meine Prägung „Quasi-Romantik des Mittelbarock“ zu kennzeichnen versucht hat (Die evangelische Kirchenmusik in Deutschland). Buxtehude teilt sein Geburtsjahr 1637 (Rosenmüller war 17 Jahre älter, Bruhns 28 jünger) mit dem großen Paul-Gerhardt-Vertoner aus Lüneburg, Johann Georg Ebeling, dem Melodisten von „Die güldne Sonne“, „Du meine Seele singe“ und so weiter, der zu Berlin und Stettin gewirkt hat – ihm also zeitlich, stammlich und religiös nahe genug, aber (bis auf die gemeinsame volkstümliche Komponente) von ihm doch personalstilistisch und musiktypologisch wie verschieden: Ebeling durchweg einfach und unproblematisch, Buxtehude in wievielerlei Facetten geschliffen, wie reich in aller Gespaltenheit seines großen Talents! Gewiß war nicht zuletzt diese in seinem Schaffen allenthalben spürbare Feingestuftheit Anlaß, daß der junge Arndstädter Organist Sebastian Bach keinen andern als den Kirchenmusikus der Marienkirche in wochenlanger Wandermühsal als Lehrer aufgesucht hat, denn keinem zweiten unter den Tonmeistern jener Generation kommt Bachs Differenziertheit so nahe wie diejenige Buxtehudes; er hat wohl damals, als er Lübeck zum Urlaubsziel erwählte, noch kaum wissen können, daß der von ihm gewählte Mentor ihm in der Gedenkmusik auf den Vater Johann Buxtehude sogar den Typ der Spiegelfuge (und in den Kantatenkreisen seiner Abendmusiken den Bau des eigenen Weihnachtsoratoriums) vorweggeformt hatte. In späteren Choralkantaten, im Weimarer Orgelbüchlein, aber auch noch in Bachs opus ultimum (der „Kunst der Fuge“) wird die Erinnerung an grübelndes Früherlebnis am Holstentor wiederkehren, so wie Sebastian in seinem Choralvorspiel „Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit“ an Ohrdrufer Pachelbel-Fughetten sich steigernd erinnerte, und wie der sechsundachtzigjährige Schütz im 100. und 119. Psalm und dem deutschen Magnifikat ausdrücklich der Absidentechnik vormals Giovanni Gabrielis gedacht hat. Auch die Es-Dur-Fuge am Schluß von Bachs Klavierübung III bildet eine Huldigung vor Buxtehudes Abschnittsfugentyp. Wir werden noch im einzelnen auf die „romantische“ Ausdruckskantate derer um Buxtehude zurückkommen: hier genügt vorerst, darauf hingewiesen zu haben, daß in dem Zwischenmeister und seiner Übergangsgeneration schicksalhaft. Not und Reichtum einer fast einmaligen historischen Situation sich begegnet sind, deren Auseinandersetzung zu den spannungsvollsten Augenblicken der deutschen Musikgeschichte gehören sollte: nach dem Sonnenuntergang des Schützschen Zentralbarock und vor der kühleren, aber kristallklaren Frühstunde des Bachschen Mondaufgangs ein geheimnisvolles Wabern und Werden, Rückklingen und Vorausahnen großer Dinge weltlicher wie vor allem kirchlicher Kunst. Wie es Meister Dietz in seiner Terzettkantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ selbst ausgesprochen: „Mitternacht heißt diese Stunde“ …“

Die Schlacht bei Gorlice und Tarnow

Einen großen deutschen Sieg haben unsere Feldherren August von Mackensen und Hans von Seeckt bei Gorlice und Tarnow im Jahre 1915 über die Russen erfochten. Mit unserer Elften Armee und der Vierten österreichischen Armee durchbrachen sie bei diesen beiden Ortschaften die Front der Russen und brachten deren dritten Armee einen Verlust von 350,000 Mann bei. Von diesem Schlag haben sich die Russen so schnell nicht erholt und wurden aus Polen hinausgeworfen. Bei unserer kleinen Siegesfeier darf mal wieder das schöne, alte Lied „O Deutschland hoch in Ehren“ nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=zLwnvVuGqYc

„O Deutschland hoch in Ehren,

Du heiliges Land der Treu,

Stets leuchte deines Ruhmes Glanz

In Ost und West aufs neu!

Du stehst wie deine Berge

Fest gen Feindes Macht und Trug,

Und wie des Adlers Flug

Vom Nest geht deines Geistes Flug.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Gedenket eurer Väter!

Gedenkt der großen Zeit

Da Deutschlands gutes Ritterschwert

Gesiegt in jedem Streit!

Das sind die alten Schwerter noch,

Das ist das deutsche Herz:

Die schlagt ihr nimmermehr ins Joch,

Sie dauern fest wie Erz!

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Zum Herrn erhebt die Hände:

Er schirm‘ es immerdar,

Das schöne Land, vor jedem Feind.

Hoch steige, deutscher Aar!

Dem teuren Lande Schirm und Schutz!

Sei, deutscher Arm, bereit!

Wir bieten jedem Feinde Trutz

Und scheuen keinen Streit.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Zum Herrn erhebt die Herzen,

Zum Herrn erhebt die Hand,

Gott schütze unser teures geliebtes Vaterland.

Es sind die alten Schwerter noch,

Es ist das deutsche Herz,

Man zwingt sich nimmermehr ins Joch,

Sie dauern aus wie Erz.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!“

Bei unseren General Ludendorff geht der Vormarsch in Polen noch immer weiter: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Seine Majestät der Kaiser besichtigte gleich drauf die Festung und dankte den Truppen. Der Generalfeldmarschall und ich waren dazu befohlen. Ich konnte mich von der verheerenden Wirkung der schweren Artillerie ebenso überzeugen, wie von der schlechten Bauart der Werke. Die freigewordenen Truppen wurden jetzt mit Zustimmung der Obersten Heeresleitung der X. Armee zugeführt, die dadurch die gebotene Verstärkung leider sehr spät erhielt. Die schwersten Batterien sollten gegen Grodno eingesetzt werden. Kowno war inzwischen bereits gefallen. Das russische Generalgouvernement Polen war Ende August ganz in den Händen der Verbündeten. Deutschland und Österreich-Ungarn teilten sich, wie bisher schon, in die Verwaltung. Die Grenze westlich der Weichsel war die Pilitza, östlich ging sie etwa am unteren Wjepsch. Es entstand das deutsche Generalgouvernement Warschau, das General von Beseler erhielt, und das k. u. k. Militärgouvernement Lublin. Die Teilung ist den gemeinsamen Interessen der Verbündeten schädlich gewesen: viele dringend erforderliche Maßnahmen sind an ihr gescheitert. Der Oberbefehlshaber Ost hatte seit dem Herbste 1914 die Verwaltung des besetzten Polens geführt. Er trat sie jetzt an General von Beseler ab und bekam dafür im Nordosten überreichlich mit Verwaltungssorgen zu tun. Nowo Georgiewsk wird vielleicht die letzte Gürtelfestung gewesen sein, die nach einer Einschließung genommen wurde. Nicht, daß ich an Abrüstung glaube. Über diesen Wahn wird die Welt recht bald belehrt werden. Die Menschheit kommt, man mag dies bedauern, nie dahin. Aber die Zeit der Gürtelfestung ist vorüber. Sie kann er modernen Artillerie und deren ungeheuern Munitionsmengen Gleichwertiges nicht entgegenstellen und muß erliegen. Landesbefestigungen werden nötig bleiben, sie werden aber mehr den Charakter lang ausgedehnter Grenzstellungen tragen. Als am 10. August die XII. Armee die Marschrichtung mit dem rechten Flügel bugaufwärts erhielt, hing sie gegen die VIII. Armee nach Westen zurück, die zu beiden Seiten des Narew in Vorgehen gegen Lomsha war. Ich versuchte beim Weitermarsch diese Staffelung beizubehalten, um die gegenseitigen Flankierungsmöglichkeiten auszunutzen. Aber allmählich kamen beide Armeen mit den inneren Flügeln an der Bahn Ostrolenka – Lapy in gleiche Höhe. Südlich des Bug bewegte sich die Heeresgruppe Generalfeldmarschall Prinz Leopold entsprechend vor…“

Die Schlacht selbst hat uns unser Geschichtsschreiber und Generalleutnant Max Schwarte in „Der Weltkampf um Ehre und Recht“ geschildert und daraus lese ich euch von unserem weiteren Vormarsch nach Osten vor: https://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/weltkampf/wer0212.html

„Von den benachbarten Armeen erreichte der linke Flügel der k. u. k. III. Armee am 11. Mai Sanok, der rechte Flügel der k. u. k. IV. Armee Rzeszow; dorthin sollte auch die XI. Kavallerie-Truppen-Division vorgeholt werden. Während die k. u. k. III. Armee zum Angriff gegen die Süd- und Südwestfront der – jetzt russischen – Festung Przemysl angesetzt wurde, um sie möglichst durch Handstreich zu nehmen, erhielt die k. u. k. IV. Armee Befehl, mit dem linken Flügel zum Angriff gegen den Brückenkopf Sandomierz vorzugehen. General Emmich gab den Befehl über den rechten, so erfolgreich geführten Flügel ab, um das auf dem linken Flügel jetzt wieder zusammengezogene X. Korps in die vorderste Linie einzuschieben; die unterdes ausgeladene LVI. Infanteriedivision wurde Armeereserve. Wenn die XI. Armee bisher in ununterbrochenem Siegeszuge bis zum Wislok hatte vorschreiten und 100,000 Gefangene, 80 Geschütze und 250 Maschinengewehre einbringen können, so war das nur möglich gewesen durch das ununterbroche gute Wetter; die Hitze war für die Truppen oft außerordentlich anstrengend, – sie hatte aber die Wege brauchbar gehalten. Doch jetzt wurden die Entfernungen von den Bahnendpunkten zu groß; beim Rückzug hatten die Russen alle Bahnhöfe und Brücken völlig zerstört, wobei ihnen die Naphthaquellen des Landes vortrefflich zustatten kamen. War jetzt schon, falls schlechtes Wetter eintrat, bei den traurigen Wegeverhältnissen der Nachschub nicht mehr gesichert, so mußte er nach Erreichen der San-Linie völlig neu aufgebaut werden. Auf eine entsprechende Meldung ordnete die Oberste Heeresleitung an: nach Erzwingung des San-Abschnitts und Regelung des Nachschubs solle die XI. Armee den Angriff, mit dem rechten Flügel auf Lemberg, weiter vortragen, falls nicht schon vorher durch Vorgehen der k. u. k. II. und der Südarmee die russische Offensive in der Bukowina abgewiesen sein würde. Sei dies aber erreicht, so solle die XI. Armee den San – Wisznia – Dnjestr-Abschnitt halten, aber zu anderer Verwendung bereitgestellt werden. – Mackensen regelte den weiteren Vormarsch dahin: Kombiniertes Korps Kneußl (XI. bayerische und CXIX. Infanterie-Division) deckt den Marsch gegen Przemysl; XXXXI. Reservekorps Richtung Radymno; k. u. k. VI. und Gardekorps Richtung Jaroslau; X. Armeekorps Richtung Manasterz unter Sicherung gegen den Brückenkopf Sieniawa. Über den Gegner hatten der Verlauf der letzten Tage und Aufklärungen keinen sicheren Schluß zugelassen; deshalb ging der Befehl dahin, daß, falls der Gegner starken Widerstand leisten würde, alle Vorbereitungen zu einem planmäßigen, oder abgekürzten Angriff gegen die Brückenköpfe getroffen, im anderen Falle sofort der Vormarsch angetreten und auf dem östlichen Ufer des San Brückenköpfe geschaffen werden sollten, um für alle späteren Aufgaben frei zu sein. Am 14. Mai fühlten die k. u. k. III. Armee und Korps Kneußl gegen Przemysl vor; die übrigen Korps der XI. Armee näherten sich unter schweren Nachhutkämpfen dem San. Das Gardekorps drang sogar in Jaroslau ein, konnte aber den Übergang nicht erzwingen. Da sich auch am folgenden Tage die Abwehr in den Brückenköpfen nicht verminderte, entschied sich Mackensen, den Angriff erst nach wirksamer Artillerievorbereitung anzusetzen. Die Armeereserve (LVI. Infanteriedivision und XI. Honved-Kavallerie-Division) wurde näher herangezogen; Korps Kneußl schob sich nahe an die Außenforts der Nordwestfront vor; den ihm aufgetragenen Handstreich gegen die Festung führte die k. u. k. III. Armee nicht durch. Die k. u. k. IV. Armee schloß den Brückenkopf von Sandomierz ab. Trotz energischer Kämpfe konnte nur das Gardekorps am 16. Mai bei Jaroslau den Uferwechsel erzwingen und begann, vom k. u. k. VI. Armeekorps gefolgt, den Übergang. Am späten Abend gelang es auch dem X. Armeekorps bei Winzownika, Vortruppen über den Fluß zu werfen. Da auch am folgenden Tage die Fortschritte der linken Korps gering waren (obgleich dem X. Armeekorps die LVI. Infanteriedivision als Verstärkung zugewiesen war) und XLI. Reservekorps den Fluß bei Radymno nicht überschreiten konnte, ließ Mackensen hier den Kampf einstellen, übertrug dem XLI. Reservekorps gemeinsam mit der XI. bayerischen Infanteriedivision die Deckung der Armee gegen Przemysl und zog die CXIX. Infanteriedivision als Armeereserve hinter die Front. Die Nachschubverhältnisse machten sich erneut als recht schwierig geltend. Um Przemysl zu Fall zu bringen, sollte schwere und schwerste Artillerie eingesetzt, ein infanteristischer Angriff aber nicht durchgeführt werden, da diese Aufgabe der k. u. k. III. Armee übertragen war. Wie die k. u. k. IV. Armee den San forcieren konnte, mußte von den Verhältnissen vor ihrer Front und jenseits der Weichsel abhängig gemacht werden; tatsächlich hatte das rechte Flügelkorps, hinter dem X. Armeekorps folgend, schon den Übergang über den San begonnen. Wenn irgend möglich sollte ihr linker Flügel den Brückenkopf von Sandomierz angreifen. – Die k. u. k. III. Armee lag vor Przemysl und der von dort nach Südost sich erstreckenden starken Stellung der russischen 8. Armee in hartnäckige Kämpfe verwickelt, ohne Fortschritte zu machen. Auch sie litt sehr unter Nachschubschwierigkeiten. Die Absichten des Oberkommandos waren zunächst nicht durchführbar. Zwar meldeten die Flieger Rückmärsche und rückläufige Bahntransporte; anderseits aber griffen die Russen die drei Korps des rechten Flügels heftig an und konnten nur nach schweren Kämpfen abgewiesen werden. Weiter kam die Weisung der Obersten Heeresleitung, daß der unmittelbar bevorstehende Eintritt Italiens in den Krieg einen Abschluß der Kämpfe in Galizien erwünscht erscheinen lasse. Dazu sei der Gewinn des San – Wisznia – Dnjestr-Abschnitts notwendig, der mit schwächeren Kräften gehalten werden könne. Da die k. u. k. III., II. und VII. Armee dies Ziel nicht erreicht hätten, müsse ein erneuter Durchbruch mit massierten Kräften beiderseits der Wisznia nach Südost es erzwingen. Mackensen befahl dazu eine Umgruppierung der Armee: k. u. k. IV. Armee und X. Armeekorps sollten den Stoß gegen Nordosten decken, die anderen Korps ihn durchführen; 11. bayerische Infanterie- und XI. Honved-Kavallerie-Division gegen Przemysl sichern. Ein entsprechender Befehl der k. u. k. Heeresleitung setzte den gleichzeitigen Beginn für die k. u. k. II. und III., sowie die XI. Armee fest…“

Johannes Brahms

Den Geburtstag von unserem großen Tondichter Johannes Brahms feiern wir Deutschen heute. Der wurde nämlich 1833 in Hamburg geboren. Um viele Meisterwerke hat er unsere deutsche Tondichtung vermehrt und dabei auch Schillers Nänie vertont und die suche ich mir natürlich aus: https://www.youtube.com/watch?v=hb4qj_z4294

„Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,

Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.

Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,

Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.

Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,

Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.

Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,

Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.

Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,

Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.

Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,

Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.

Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,

Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“

Niedergeschrieben hat uns die Geschichte unseres Tondichters unser Musikgelehrter Max Kalbeck in „Johannes Brahms“ und darin folgen wir nun dem Schaffen und Wandeln unseres Brahms ein kleines Stückchen weiter: http://www.zeno.org/Musik/M/Kalbeck,+Max/Johannes+Brahms

„Aber bald genügten dem romantischen Naturfreunde die sorgsam gepflegten Gärten und eingedeichten Stromauen nicht mehr, es trieb ihn aus den künstlichen Kulturen hinaus in das hügelige Waldland, den „Wohnplatz dunkler Lieblichkeiten“ (Brockes), von Harburg und Hausbruch. Von der mit Hölzern aller Art bestandenen Bodenwelle, die sich bis zur Elbniederung hinzieht, sieht man weit über die fruchtbare Ebene hin. Wie ein geisterhaftes Nebelbild taucht die Stadt am Horizonte auf; der vom Wasser des breiten Stromes herüberwehende Wind vermischt sich erquickend mit dem Geruch der Acker und dem Dufte der meilenlangen Buchenwälder, in denen Meisen und Finken den ganzen Sommer hindurch schlagen und zwitschern. Da ließ es sich gut träumen und weiterträumen ins Hochland fort, wo statt der sanften Hügelkette dieses Diminutiv- und Miniaturgebirges die Alpen ihre wilden, zackigen Felsenhäupter erheben. „Mein Herz ist im Hochland“ sang der den Wald durchstürmende Jüngling; seine Fis-Moll- und C-Dur-Sonate und seine ersten Lieder mögen hier entstanden sein. Was der Brahmsschen Musik ihre herbe Frische, ihre bald sanft überredende, bald trotzig niederzwingende Gewalt, ihre strahlende Heiterkeit und ihre sehnsüchtige Schwermut, kurz, ihre intensive Lebenskraft verlieh, ist ihr inniges Verhältnis zur Natur. Man spürt es ihr an, daß sie nicht hinterm Ofen oder am Schreibtisch und zu allerletzt am Klavier erfunden worden ist. Es ist keine Stubenmusik, sondern Freilicht- und Freilustmusik. Die landschaftlichen Umgebungen beeinflußten die Konzeption seiner Werke. Brahms »ging« immer, wie er zu sagen pflegte, mit seinen musikalischen Ideen „spazieren“ und ruhte nicht eher, als wenn er sie, bis in das geringste Detail der Ausführung, im Kopfe fertig verarbeitet hatte. Was er zu Hause aufzeichnete, war bloße Schreibarbeit. – Seine Liebe zur Natur, in der er sich, wie auch sonst in vielen Eigenheiten, mit Beethoven berührte, war also mehr als das Wohlgefallen des gewöhnlichen Naturfreundes, sie war geradezu eine der Grundbedingungen seiner künstlerischen Existenz, ja, man kann sagen, sie identifizierte sich mit seiner Liebe zur Kunst. Ihr hätte er unbedenklich jedes Opfer gebracht. Sie kostete ihm auch seine Stimme. Während der helle Sopran des Knaben in den Tenor mutierte, zog er sich auf einem seiner nächtlichen Ausflüge, bei dem er – was er bis in sein Mannesalter hinein öfters tat – unter freiem Himmel im Walde schlief, einen heftigen Kehlkopfkatarrh zu, der die Entwicklung seiner Stimme hemmte und vereitelte. Erst durch langwierige Übungen und heroische Kasteiungen, die an die Zungengymnastik des Demosthenes erinnern, befestigte er sein Organ, das immer in den Diskant überschlug, und gab ihm den männlichen Charakter, der es tiefer erscheinen ließ als es war. In Augenblicken des Affekts verriet sich der schnarrende, quäkende Baß als ein künstlich hinabgedrückter hoher Tenor. Was lag daran? Wenn nur die tönenden Stimmen seines zartbesaiteten Innern keinen Schaden nahmen! Bald sollte die Welt von ihnen hören…“

Roswitha von Gandersheim

Die doch recht anschauliche Reihe unserer deutschen Dichterinnen – man denke hier etwa an Anette von Droste, Karoline von Günderrode oder Agnes Miegel – eröffnete Roswitha von Gandersheim im zehnten Jahrhundert. Unsere deutsche Dichtkunst verdankt ihr ein episches Heldenlied über die Taten Ottos des Großen sowie einige christliche Heiligenlegenden und Tugenddramen – selbe mit heidnischem Inhalt wären freilich besser gewesen, aber für die Einführung des Christentums durch Karl den Großen kann unsere Roswitha von Gandersheim nun wirklich nichts. Daher wollen wir Panzertiere ihr diesen Fehlgriff auch nicht verargen. Das Leben unserer Dichterin liegt für uns im Dunkeln und nur aus ihren Versen können wir uns dieses erschließen. Ihre Lebenszeit schätzen die Gelehrten auf 935 bis 973. Gewirkt hat sie im Kloster Gandersheim, dessen Vorsteherin die Nichte Ottos des Großen war. Die Wiederentdeckung ihrer Werke verdanken wir unserem großen Gelehrten Conrad Celtes. Zu Ehren unserer Roswitha von Gandersheim lasse ich Richard Wagners Meisterwerk „Tristan und Isolde“ erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=gGAKgoclJ6A Wir Panzertiere tragen natürlich aus dem Heldenlied „Die Taten Ottos des Großen“ unserer Dichterin vor und darin erringt Otto der Große nun die römische Kaiserwürde und nimmt die schöne Witwe Adelheid von Burgund zur Frau:

https://archive.org/details/heldenliederder00gundgoog

„Denn wiewohl er das ganze Gefilde hinab und hinauflief,

Dort wo geborgen sie lag, von schwerer Befürchtung belastet,

Und obgleich er versuchte, die rings auf starrenden Halme

Mit weitreichendem Speer aus allen Kräften zu trennen,

Dennoch fand er sie nicht, die Christi Gnade beschirmte.

Doch als heim er gekehrt, beschämt und herzlich ermüdet,

Siehe da nahte Adelhard, der hoch ehrwürdige Bischof,

Führend, die Brust voll Freuden, hinein die teure Herrin

Hinter der eigenen Stadt ganz sichere Mauerumwallung.

Und dort war er zu Dienst ihr gewärtig mit jeglichen Ehren,

Bis noch höherer Glanz durch Christi Gnaden auf jenem

Thron ihr wurde zu Teil, den einst sie traurig verlassen.

Etlichen unseres Landes indessen, die nun es erfahren,

Ihren teuren Gemahl verloren habe die Königin,

Deren gewinnende Huld sie selber mit Freuden erprobt,

Als sie wallend nach Rom durchzogen Italiens Fluren,

Wurde es ein Grund, vor Otto dem Mächtigen, welcher noch König

War, nun aber Augustus des römischen Reiches geworden,

Häufig die Fülle der Huld an der Königin lebhaft zu preisen.

Keine würdigere sonst, so meinten sie, könne man finden,

Unter des fürstlichen Dachs Brautkammer geführt zu werden

Nach Edith, der Herrin, mit Tränen betrauertem Tode.

Und der König, ergötzt von der Größe so lieblichen Ruhmes,

Sann in tiefen Gemüte gar lange Zeiten nur darauf,

Wie zum Weibe er sich könnte die Königin dorten vermählen,

Welche sich fand umgeben von solcher Bedrängung des Königs.

Auch ward dieses ihm klar, daß endlich derselbige König,

Welcher da war einst worden vertrieben vom heimischen Land,

Den er zurück geführt mitleidig mit schleuniger Hilfe,

Jetzt so vergelte die Gaben so großer Liebe mit Undank.

Deshalb hatte er sich nun den passenden Anlaß ersehen,

Um das italische Reich zu bezwingen dem eigenen Machtwort.

Liudulf, Hoffnung des Volks und des Vaters innigster Liebling,

Doch nicht eignen Gewinn, nur Vorteil sinnend dem Vater,

Rief er herbei nur wenige Gefährten in tiefem Geheimnis,

Ging auf Italien los und brach mit gewaffneter Hand ein,

Mahnend die Völker, zu beugen das Haupt den Geboten des Vaters,

Und heim kehrte er im Kranze des Siegs, der kampflos gewonnen.

Als dies Otto, der König erfuhr aus Gerüchten des Volkes,

Jauchzte er mit fröhlichem Herzen dem liebenswürdigen Sohn zu,

Welcher für ihn mit solcher Gefahr sich hatte so kühn schon

Mitten hinein in das Volk voll trotziger Empörung gewagt.

Daß so inniger Liebe Bemühen nicht bleibe vergeblich,

Ging er selber in Eile, dasselbige Volk zu bekriegen.

Und nicht klein war die Schar der eignen begleitenden Mannschaft.

Und mit schimmerndem Glanze des Königspomps geschmückt

Zog er hinein in die Fluren, umkränzt von ragenden Alpen.

Als von Schrecken gelähmt dies hatte Berengar erfahren

Mache er dem Könige nicht offenen Krieg, ging nicht ihm entgegen,

Sondern begab sich sofort, auf daß er nur außer Gefahr sei,

In ein geeignetes Schloß, gar fest und geborgen gelegen.

Unser gepriesener König jedoch, voll mutigen Stolzes,

Zog kühn gerade daher durch ihm ganz fremde Gebiete,

Nahm auch Pavia hinweg, des italischen Reiches Gebieterin…“

Niccolo Machiavelli

Der Geburtstag von Niccolo Machiavelli wird heute gefeiert. Dieser trat während der italienischen Renaissance als Staatslehrer, Geschichtsschreiber und Dichter in Erscheinung und versuchte sich zudem im heimischen Florenz als Staatsmann, geriet aber in die Wirren seiner Zeit und wurde auf sein Landgut verbannt, wo er Zeit zum Schreiben fand. 1469 wurde er geboren und seine Staatslehren sind von wahrhaft zeitlosen Charakter. Seine Schriften beeinflußten auch viele unserer großen deutschen Denker wie Friedrich Nietzsche, Carl Schmitt, Johann Gottlieb Fichte, Arthur Schopenhauer oder Georg Friedrich Wilhelm Hegel. In seinen berühmten „Erörterungen über die erste Dekade des Titus Livius“ – kurz Discorsi genannt – warnt uns der Machiavelli vor den Gefahren, die unserem Staat durch schwache und unfähige Herrscher drohen. Da dieser Punkt sehr wichtig ist, trage ich ihn zur Feier von Machiavellis Geburtstag vor: https://archive.org/details/errterungenberd00machgoog

„Wenn man das Verdienst der ersten drei römischen Könige, des Romulus, Numa und Tullus, und ihr Verfahren betrachtet, so wird man gewahr, wie Roms Glück dadurch sehr befördert wurde, daß sein erster König rau und kriegerisch, der zweite friedlich und religiös, der dritte wieder wild wie Romulus war und mehr den Krieg als den Frieden liebte. Denn so nötig Rom bei seinem ersten Anfange einen Stifter des bürgerlichen Lebens hatte, so notwendig war ihm auch, daß die andern Könige wieder das Kriegerische des Romulus annahmen, widrigenfalls Rom weibisch und eine Beute seiner Nachbarn geworden wäre. Hieraus kann man folgern, daß ein Regent, der nicht so tapfer als sein Vorfahr ist, seinen Staat, vermöge der kriegerischen Eigenschaften des ersten Stifters, blühend erhalten, und die Früchte der Bemühungen des erstem einernten könne: lebt er aber lange, oder es folgt ihm nicht einer, der die Tapferkeit des erstem wieder besitzt, so muß ein solches Reich notwendigerweise zu Grunde gehen; folgen dagegen zwei Regenten von großen Eigenschaften auf einander, so sieht man sie oft die größten Taten verrichten und ihren Ruhm bis zum Himmel erheben. (…) Durch diese Beispiele Hab ich beweisen wollen, daß nach einem großen Fürsten, sich auch ein Schwacher erhalten; kein Schwacher aber, der auf einen gleich Schwachen folgt, sein Reich behaupten könne, wofern es nicht wie Frankreich eingerichtet ist, welches seine alten Einrichtungen aufrecht erhalten: Schwach aber sind alle Fürsten, die nicht kriegerisch sind. Aus dieser Abhandlung ergibt sich also, daß Romulus Tapferkeit so groß war, daß Numa Pompilius nach ihm viele Jahre Rom in Friede und Ruhe regieren konnte. Auf ihn folgte Tullus, der durch seinen kriegerischen Mut den Ruhm des Romulus erreichte, nach ihm kam Ancus, der Naturel zu Frieden, und auch zum Kriege besaß. Anfänglich schien er die Bahn des Friedens einschlagen zu wollen, da er aber bald merkte, daß seine Nachbarn ihn für weibisch hielten und wenig achteten, so sah er wohl ein, daß er, wenn er Rom behaupten wollte, zu den Waffen greifen und sich nach dem Romulus, nicht aber nach Numa richten müßte. Von diesem können alle Fürsten, die einen Staat zu regieren haben, lernen, daß ein Regent, der dem Numa gleicht, seinen Staat nach Bewandtnis der Zeit und Umstände, behalten, aber auch verlieren kann; wer hingegen, wie Romulus, klug und tapfer ist, wird ihn jederzeit, es wäre denn, daß eine höchst erbitterte und außerordentliche Gewalt ihm denselben entrisse, behaupten können. Ja man kann gewiß glauben, daß wenn Roms dritter König nicht ein Mann gewesen wäre, der durch die Waffen seinen Ruhm zu erhöhen verstanden hatte, es nachher entweder gar nicht, oder doch mit äußerster Schwierigkeit würde haben festen Fuß fassen, oder die Taten, die es tat, ausrichten können. Rom lief also, so lange es unter Königen stand, immer Gefahr, unter einem schwachen oder bösen Könige zu Grunde zu gehen.“

Manfred von Richthofen, unser roter Baron

Mit 80 Abschüssen ist unser Manfred von Richthofen unser bester deutscher Jagdflieger des Vierjährigen Krieges und daher muß sein Geburtstag auch angemessen gefeiert werden. Schließlich hat unser Held nicht nur das Eiserne Kreuz, den Roten Adlerorden und den Hausorden der Hohenzollern, sondern auch den blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen eingeheimst. Seine Waffentaten begeisterten die Jugend für die Jagdfliegerei und um in seine Fußstapfen zu treten waren unsere Fliegerasse des Sechsjährigen Krieges gar sehr bemüht – wenn sie auch unseren Roten Baron ganz schön übertroffen haben (unser Erich Hartmann brachte es gar auf 362 Abschüsse). In der schlesischen Hauptstadt Breslau kam unser Manfred von Richthofen 1892 zur Welt und ging 1911 zum Heer. Als Held des Vierjährigen Krieges freut sich unser Manfred von Richthofen bestimmt über das Kampflied „Argonnerwald“ zu seinem Geburtstag: https://www.youtube.com/watch?v=awrM-F4z3T0

„Argonnerwald, um Mitternacht,

Ein Pionier stand auf der Wacht.

Ein Sternlein hoch am Himmel stand,

Bringt ihm ’nen Gruß aus fernem Heimatland.

Und mit dem Spaten in der Hand

Er vorne in der Sappe stand.

Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:

Ob er sie wohl noch einmal wiedersieht?

Und donnernd dröhnt die Artillerie.

Wir stehen vor der Infanterie.

Granaten schlagen bei uns ein,

Der Franzmann will in unsere Stellung ‚rein.

Er frug nicht warum und nicht wie,

Tat seine Pflicht wie alle sie.

In keinem Liede ward es gehört,

Ob er geblieben oder heimgekehrt.

Bedroht der Feind uns noch so sehr,

Wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr.

Und ob er auch so stark mag sein,

In unsere Stellung kommt er doch nicht ‚rein.

Der Sturm bricht los, die Mine kracht,

Der Pionier gleich vorwärts macht.

Bis an den Feind macht er sich ran

Und zündet dann die Handgranate an.

Die Infanterie steht auf der Wacht,

Bis daß die Handgranate kracht,

Geht dann mit Sturm bis an den Feind,

Mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein.

Der Franzmann ruft: Pardon Monsieur!

Hebt beide Hände in die Höh,

Er fleht uns dann um Gnade an,

Die wir als Deutsche ihm gewähren dann.

Bei diesem Sturm viel Blut auch floß,

Manch junges Leben hat’s gekost´.

Wir Deutsche aber halten stand,

Für das geliebte, teure Vaterland.

Und droht der Feind uns noch so sehr,

wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr,

und ob er auch so stark mag sein,

in unsere Stellung kommt er doch nicht rein.

Argonnerwald, Argonnerwald,

Ein stiller Friedhof wirst du bald!

In deiner kühlen Erde ruht

So manches tapfere Soldatenblut.

Und komm‘ ich einst zur Himmelstür,

Ein Engel Gottes steht dafür:

Argonnerkämpfer, tritt herein,

Hier soll für dich der ewige Friede sein.

Du Pionier um Mitternacht,

Heut‘ steht ganz Deutschland auf der Wacht.

In Treue fest, im Wollen rein,

Als eine neue starke Wacht am Rhein!“

Kommt das Fliegerass nicht zum Jagdfliegerlehrmeister, so muß eben der Jagdfliegerlehrmeister zum Fliegerass kommen. Entsprechend sucht nun Oswald Boelcke in „Der Rote Kampfflieger“ – dem Panzerfliegerbuch unseres Richthofens – unseren Roten Baron an der Ostfront auf, um diesen für die Jagdfliegerei zu begeistern: https://archive.org/details/DerRoteKampfflieger

„Die Augustsonne war fast unerträglich auf dem sandigen Flugplatz in Kowel. Wir unterhielten uns mit den Kameraden, da erzählte einer: „Heute kommt der große Boelcke und will uns, oder vielmehr seinen Bruder, in Kowel besuchen.“ Abends erschien der berühmte Mann, von uns sehr angestaunt, und erzählte vieles Interessante von seiner Reise nach der Türkei, von der er gerade auf dem Rückwege war, um sich im Großen Hauptquartier zu melden. Er sprach davon, daß er an die Somme ginge, um dort seine Arbeit fortzusetzen, auch sollte er eine ganze Jagdstaffel aufstellen. Zu diesem Zwecke konnte er sich aus der Fliegertruppe ihm geeignet erscheinende Leute aussuchen. Ich wagte nicht, ihn zu bitten, daß er mich mitnähme. Nicht aus dem Grunde heraus, daß es mir bei unserem Geschwader zu langweilig gewesen wäre – im Gegenteil, wir machten große und interessante Flüge, haben den Rußkis mit unseren Bomben so manchen Bahnhof eingetöppert – aber der Gedanke, wieder an der Westfront zu kämpfen, reizte mich. Es gibt eben nichts Schöneres für einen jungen Kavallerieoffizier, als auf Jagd zu fliegen. Am nächsten Morgen sollte Boelcke wieder wegfahren. Frühmorgens klopfte es plötzlich an meiner Tür, und vor mir stand der große Mann mit dem Pour le mérite. Ich wußte nicht recht, was er von mir wollte. Ich kannte ihn zwar, wie bereits erwähnt, aber auf den Gedanken kam ich nicht, daß er mich dazu aufgesucht hatte, um mich aufzufordern, sein Schüler zu werden. Fast wäre ich ihm um den Hals gefallen, wie er mich fragte, ob ich mit ihm nach der Somme gehen wollte. Drei Tage später saß ich auf der Eisenbahn und fuhr quer durch Deutschland direkt nach dem Feld meiner neuen Tätigkeit. Endlich war mein sehnlichster Wunsch erfüllt, und nun begann für mich die schönste Zeit meines Lebens. Daß sie sich so erfolgreich gestalten würde, wagte ich damals nicht zu hoffen. Beim Abschied rief mir ein guter Freund noch nach: „Komm’ bloß nicht ohne den Pour le mérite zurück! …“

Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis

Heute hat unser großer romantischer Dichter Novalis Geburtstag und dieser muß natürlich mit den Werken unseres Dichters gefeiert werden. Um einige schöne Dichtungen hat unser Novalis unsere deutsche Dichtkunst vermehrt. Geboren wurde er 1772 auf Schloß Oberwiederstedt und es war ihm vergönnt mit den großen Dichtern und Denkern der Weimarer Klassik – Goethe, Schiller und so weiter – in Verbindung zu treten. Als Werk suche ich mir von unserem Novalis seine sechste (und letzte) Hymne an die Nacht heraus (der Dichter hätte da wohl besser aufpassen müssen. Denn die eilfertigen Nornen erfüllten ihm schon sehr bald darauf seinen Todeswunsch und durchschnitten seinen Lebensfaden): http://www.zeno.org/Literatur/M/Novalis/Gedichte/Hymnen+an+die+Nacht

„Sehnsucht nach dem Tode

Hinunter in der Erde Schoß,

Weg aus des Lichtes Reichen,

Der Schmerzen Wut und wilder Stoß

Ist froher Abfahrt Zeichen.

Wir kommen in dem engen Kahn

Geschwind am Himmelsufer an.

Gelobt sei uns die ewge Nacht,

Gelobt der ewge Schlummer.

Wohl hat der Tag uns warm gemacht,

Und welk der lange Kummer.

Die Lust der Fremde ging uns aus,

Zum Vater wollen wir nach Haus.

Was sollen wir auf dieser Welt

Mit unsrer Lieb‘ und Treue.

Das Alte wird hintangestellt,

Was soll uns dann das Neue.

O! einsam steht und tiefbetrübt,

Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.

Die Vorzeit wo die Sinne licht

In hohen Flammen brannten,

Des Vaters Hand und Angesicht

Die Menschen noch erkannten.

Und hohen Sinns, einfältiglich

Noch mancher seinem Urbild glich.

Die Vorzeit, wo noch blütenreich

Uralte Stämme prangten,

Und Kinder für das Himmelreich

nach Qual und Tod verlangten.

Und wenn auch Lust und Leben sprach,

Doch manches Herz für Liebe brach.

Die Vorzeit, wo in Jugendglut

Gott selbst sich kundgegeben

Und frühem Tod in Liebesmuth

Geweiht sein süßes Leben.

Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb,

Damit er uns nur teuer blieb.

Mit banger Sehnsucht sehn wir sie

In dunkle Nacht gehüllet,

In dieser Zeitlichkeit wird nie

Der heiße Durst gestillet.

Wir müssen nach der Heimat gehn,

Um diese heilge Zeit zu sehn.

Was hält noch unsre Rückkehr auf,

Die Liebsten ruhn schon lange.

Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf,

Nun wird uns weh und bange.

Zu suchen haben wir nichts mehr –

Das Herz ist satt – die Welt ist leer.

Unendlich und geheimnisvoll

Durchströmt uns süßer Schauer –

Mir deucht, aus tiefen Fernen scholl

Ein Echo unsrer Trauer.

Die Lieben sehnen sich wohl auch

Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.

Hinunter zu der süßen Braut,

Zu Jesus, dem Geliebten –

Getrost, die Abenddämmrung graut

Den Liebenden, Betrübten.

Ein Traum bricht unsre Banden los

Und senkt uns in des Vaters Schoß.“

Dazu lasse ich Robert Schumanns Vierte Symphonie zu Ehren von unserem Novalis erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=6BUfw90HgQk

Fregattenkapitän Otto Kretschmer

Mit 47 versenken Schiffen oder 272,000 Bruttoregistertonnen ist unser Otto Kretschmer der größte Ubootheld des Sechsjährigen Krieges. Geboren wurde er am heutigen Tage im Jahr 1912 im schlesischen Dörfchen Heidau. Doch folgte er 1930 dem Ruf der See und war ab 1935 mit dem Uboot auf den Weltmeeren unterwegs. Schon 1937 erhielt er mit der U XXIII sein erstes Kommando und 1940 sollte mit der U XCIX sein zweites folgen. Mit beiden Schiffen unternahm er sechzehn Feindfahrten und stieg zum Korvettenkapitän auf und bekam das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Das Lied vom deutschen U-Boot Mann könnte glatt auf unseren Otto Kretschmer gedichtet worden sein und darf daher bei seiner Geburtsfeier nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=v1ISYIiVqG4

„Wer hat auf dieser Erde wohl den größten Mund?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Wer sammelt seine Flotte auf dem Meeresgrund?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Im Anfang fing er gleich mit der Blockade an.

Ja denkste junger Mann, wie man sich täuschen kann:

Der deutsche U-Boot-Mann, der greift an,

Junge, Junge, der geht ran!

Wer ist von falschen Träumen endlich aufgewacht?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Wer schützt uns vor den Deutschen allen, Tag und Nacht?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Er glaubt, daß das Geleitsystem uns hindern kann.

Ja denkste junger Mann, wie man sich täuschen kann:

Der deutsche U-Boot-Mann, der greift an,

Junge, Junge, der geht ran!

Wer träumt noch heut‘ von Herrschaft auf dem Ozean?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Wer gibt sein halbes Weltreich für den ältesten Tag?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Er glaubt, daß man den Sieg sich einfach kaufen kann.

Ja denkste junger Mann, wie man sich täuschen kann:

Der deutsche U-Boot-Mann, der greift an,

Junge, Junge, der geht ran!

Wer ruht nicht eher, bis sein letztes Schiff versenkt?

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Wir rechnen mit ihm ab, es wird ihm nichts geschenkt!

Der Herr Premier seiner brit’schen Majestät.

Nun hofft er, daß Herr Roosevelt ihn retten kann.

Ja denkste junger Mann, wie man sich täuschen kann:

Der deutsche U-Boot-Mann, der greift an,

Junge, Junge, der geht ran!“

Vom Streit um die Versenkung des englischen Frachters „Clintonia“ berichtet uns unser Panzergeschichtsschreiber Bodo Herzog („Otto Kretschmer. Der erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges“):

„Auch Kretschmer-Biograph Terence Robertson schildert das Schicksal der „Clintonia“ der Reederei Joseph Robinson & Sons (Stag Line) aus North Shields: Der angeschlagene, kleine, noch immer schwimmfähige Frachter hat inzwischen seinen Namen bekanntgegeben. Es ist das britische Schiff „Clintonia“, dessen Besatzung mit bebenden Herzen hofft, der einbrechenden Wassermassen Herr zu werden. Zu nicht geringem Erstaunen tönt plötzlich hinter dem Frachter Geschützfeuer auf. Granaten orgeln widerlich pfeifend durch die Luft und krepieren nur ein paar zehn Meter neben U-XCIX in der See. Kretschmer bringt sein Boot aus der Gefahrenzone heraus, umfährt die „Clintonia“ und erkennt ein anderes deutsches U-Boot, das diesen scheinbar von seiner Besatzung verlassenen Frachter mit Granaten versenken will. Es ist U-CXXIII, das sich hinter dem Geleit aufgehalten hatte, um als Fühlungshalter zu fungieren, wenn der Angriff fehlschlagen sollte. Kretschmer läßt U-CXXIII das Vernichtungsfeuer allein fortführen, während er in der Nähe bleibt, um sein Guthaben an dieser Versenkung zu wahren. Er amtiert sozusagen als Schiedsrichter und seine Kritik ist nicht eben erbaulich für die Geschützbedienung des anderen Bootes. „Die reinste Munitionsverschwendung ist das, was die da drüben zusammen ballern“, bemerkt er grimmig. Die meisten Schüsse gehen über das Ziel hinweg, andere liegen in Höhe der Brückenaufbauten und beschleunigen damit in keiner Weise die angestrebte Versenkung. Kretschmer zuckt es in den Fingern, dem Kameraden seine Meinung durch Blinksignal kundzutun. Aber er unterläßt es, um den guten Willen der anderen nicht zu verletzen. Er hat eingefahrene Seeleute an Bord, die auch bei starken Bewegungen des Bootes nicht die Balance verlieren und die Ruhe behalten. Da drüben hantiert vielleicht eine Nachwuchsmannschaft, die erst Erfahrungen braucht und deren Seebeine noch nicht routiniert genug sind, um automatisch die Schiffsbewegungen auszumanövrieren. Auch seine Männer waren ja einmal Anfänger an Bord, auch er hatte Wochen gebraucht, um die erforderliche Sicherheit bei Seegang zu gewinnen. U-XCIX hat alle Torpedos verschossen. Sie haben genug erreicht; Kretschmer hat die Probe auf das Exempel seiner neuen Angriffstaktik mit einer für die Alliierten vernichtenden Wirkung durchexerziert. In London registrierte die britische Admiralität den Verlust von 17 Schiffen, die in zwei Nächten aus dem Geleit SC-7 von den deutschen U-Booten trotz der ungewöhnlich starken Sicherung herausgeschossen wurden. In Lorient überprüft Dönitz persönlich die Ergebnisse, die von den acht angreifenden U-Booten durch Funksprüche gemeldet wurden. Der ganze U-Boot-Stab gerät in helle Aufregung, als festgestellt wird, daß Kretschmer allein mehr als die Hälfte vom Totalergebnis versenkt hat. Der ehemalige U-XCIX-Kommandant Admiral außer Dienst Kretschmer am 15. Juni 1984 dem Verfasser gegenüber: „Dann bringt er natürlich ganz hämisch die Sache mit dem torpedierten… Schiff des SC-7, das ich mangels weiterer Aale mit der Kanone versenken wollte, von Moehle aber durch dessen Weitschüsse, die um U-XCIX herum einschlugen, daran gehindert wurde. Das gab damals noch ein Nachspiel bei Dönitz, bei dem ich das Schiff für mich beanspruchte, da Moehle, allerdings unabsichtlich, gegen die Regeln gehandelt hatte, indem er mir meine Beute wegnahm. Peter Padfield bringt die Sache natürlich so, daß ich mit einem Wimpel zuviel eingelaufen sei und meine Versenkungsmeldung „üblicherweise“ nach oben verschätzt hätte. Ihm ist nicht klar, daß man bei einem Geleitzugsgefecht und sparsamen Torpedogebrauch nachher zurückläuft und noch schwimmende Ziele mit der Kanone versenkt, daß aber der risikoreichste Teil natürlich die Torpedierungen am und im Geleitzug sind… Peter Padfield sieht wohl die Schwierigkeit von Tonnageschätzungen am Geleitzug, wenn keine Schiffsnamen feststellbar sind; er weiß natürlich nicht, daß dies am SC-7, einem der wohl sehr wenigen Konvois mit kleinen, langsamen, alten Schiffen besonders fehlerhaft sein konnte. Die Vormarschgeschwindigkeit des SC-7 und seine Grundfahrt war ebenfalls schwer richtig zu schätzen, da dessen Positionsmeldungen zum Teil widersprechend waren und er dann plötzlich unerwartet auftauchte. Wegen dieser Fehlerquellen habe ich wohl zu Anfang die Fahrt des SC-7 überschätzt.“ Soweit die Kritik an der Darstellung des britischen Dönitz-Biographen Peter Padfield. Die letzten U-XCIX-Kriegstagebuch-Eintragungen zum SC-7 dürfen für den Abschlußtag (19. Oktober 1940) nicht fehlen: „5.04 Uhr – Dampfer wird von einem anderen Fahrzeug mit Geschützfeuer versenkt. Ich vermute zunächst einen britischen Zerstörer. Später stellt sich aber heraus, daß das schießende Fahrzeug U-CXXIII war. Dessen Weitschüsse fällen in unmittelbare Nähe des Bootes, so daß ich beschleunigt das Feld räumen muß. Der Dampfer war die „Clintonia“… 5.30 – Trete Rückmarsch Lorient an.“ …“

König Rudolf der Erste

Der Geburtstag von unserem alten deutschen König Rudolf des Ersten wird heute gefeiert. Einer der großen Herrscher unseres alten deutschen Reiches. Sein Verdienst besteht in der Wiederherstellung oder viel mehr Neugründung unseres deutschen Königtums. Denn da es ihm an der nötigen Hausmacht fehlte, die alle unsere alten Kaiser und Könige besessen hatten, war er auf die Zustimmung der Fürsten beim Regieren angewiesen. Jedoch gelang es ihm Österreich für die Habsburger zu gewinnen und damit seine Hausmacht nachträglich zu errichten. Das Kaiserhaus der Habsburger sollte später fast 300 Jahre darauf ruhen und seine Hausmacht den Lothringern vermachen, die weitere 100 Jahre herrschten (bevor sie Bismarck vom deutschen Thron stürzte)… Im Jahre 1218 wurde unser König Rudolf I. geboren und 1273 zum deutschen König gewählt, womit das seit 1250 andauernde Zwischenkönig endlich ein Ende fand. Bis 1291 sollte König Rudolf der Erste regieren und seinem Sohn Albrecht den deutschen Thron hinterlassen. In Ottokar von Böhmen fand unser König Rudolf der Erste einen hartnäckigen und gefährlichen Widersacher, den er aber 1278 auf dem Marschfeld vernichtend schlagen konnte. Ottokar fand auf dem Schlachtfeld den Tod und so zerplatzten alle seine hochfliegenden Pläne und Wunschträume. Ich schnappe mir schnell Haydns Kaiserquartett zur Feier des Geburtstages von unserem König Rudolf den Ersten, bevor es die Jungfer Dosenschreck tut: https://www.youtube.com/watch?v=Gp67GkY8x1w Bei unseren Barden Franz Grillparzer in „König Ottokars Glück und Ende“ (aus dem wir Schildmaiden ein paar schöne Stellen zur Feier des Tages vortragen wollen) empfängt unser König Rudolf der Erste nun ein paar Bittsteller in seinem Feldlager, während er auf seinen Widersacher Ottokar wartet: http://www.zeno.org/Literatur/M/Grillparzer,+Franz/Dramen/K%C3%B6nig+Ottokars+Gl%C3%BCck+und+Ende

„Rudolf.

Nun hält das lange wieder, ab und zu.

Schon Leute da? – He, Georg, hilf einmal!

Erster Bürger.

Gevatter Grobschmied, saht Ihr wohl? Der Kaiser,

Den Hammer in der Hand! Vivat Rudolphus!

Zweiter Bürger.

Sei still, sei still! Er tritt schon auf uns zu!

Seyfried von Merenberg.

Erlauchter Herr!

Rudolf.

Ei, Merenberg? Nicht wahr?

Seid ruhig, Euer Vater wird befreit,

Des geb ich Euch mein Wort. Im weiten Reich

Hat Gottes Hilfe hergestellt die Ruh‘,

So wird’s auch hier in Eurem Osterland.

Der Fürst von Böhmen kommt heut zum Gespräch;

Vor allem will ich Eurer da gedenken!

Rudolf.

Wem ist das Kind? Wie heißt du?

Eine Frau.

Katharina,

Kathrina Fröhlich, Bürgerskind aus Wien.

Rudolf.

Fall nicht, Kathrina! Ei, was ist sie hübsch!

Wie fromm sie aus den braunen Augen blickt,

Und schelmisch doch. Zierst du dich auch schon, Kröte?

Was wollt Ihr, gute Frau?

Frau.

Ach Gott, Eu’r Hoheit!

Die Böhmen haben unser Haus verbrannt,

Mein Mann liegt krank vor Kummer und Verdruß.

Rudolf.

Schreibt Euch den Namen auf und sehet zu!

Worin zu helfen ist, da wird man helfen!

Schweizersoldat (tritt vor, hinter ihm noch drei oder vier andere).

Mit Gunst und Urlaub, gnädiger Herr Landsmann!

Rudolf.

Ei, Walter Stüssi aus Luzern? Was willst du?

Geh nur zu deiner Mutter, Katharina,

Dem Vater wird geholfen, sag ihr das!

Schweizer.

Ich und die andern da vom Lande Schweiz,

Wir kommen her, ob Ihr die Gutheit hättet

Und gäbt uns etwas Geld!

Rudolf.

Ja Geld, mein Freund,

Geld ist ein gutes Ding, wenn man nur hat.

Schweizer.

So habt Ihr keins? Ja so! – Und führt doch Krieg?

Rudolf.

Sieh Freund, du weißt wohl noch von Hause her,

Gar manchmal hat ein Landwirt auf gespeichert

An Frucht und Futter für den Winter gnug,

Bis voll zur Frühlingszeit. Allein der Frühling

Anstatt im Märzen kommt er erst im Mai,

Und Schnee liegt dort, wo sonst wohl Saaten standen;

Wenn da der Vorrat aufgeht, schmähst du ihn

Als einen schlechten Wirt?

Schweizer.

Behüte Gott!

Das hat wohl mancher schon an sich erfahren! –

Und Ihr? – Ja so! Seht nur, er ist der Landwirt,

Und dau’rt der Winter – heißt: der Krieg – so lang,

Und ist die Brotfrucht aufgezehrt: – das Geld.

Nu Herr, wir warten schon noch etwas zu:

Indessen holt man aus des Landmanns Kasten.

Rudolf.

Wenn ihr nicht bleiben wollt, so geht.

Doch wer sich nicht begnügt mit Lagerzehrung,

Und mir die Hand legt an des Landmanns Gut,

Der hängt, und wär’s der Beste!

Schweizer.

Nu, ’ne Frage

Ist wohl erlaubt. Es ist nur, daß man’s, weiß.

Wir wollen zusehn noch ein Tage vier,

Vielleicht wird’s besser bis dahin.

Rudolf.

Das tut!

Und grüßt mir Rat und Bürger von Luzern.“

Passend dazu rückt unser König Rudolf der Erste, bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch, in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“, nun mit seinem Heerbann in die Ostmark ein und zwingt den Erzschuft Ottokar zur Unterwerfung: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Nachdem Rudolf sein Heer gesammelt hatte, schickte er im Juli 1276 von Ulm aus noch einmal den treuen Burggrafen Friedrich an den König Ottokar nach Wien, um ihn zu ermahnen, daß er die dem Reiche entzogenen Länder und Güter freiwillig zurückgebe und Gehorsam gelobe; allein Ottokar antwortete trotzig und voll Übermut, und so zog Rudolf mit seinen Getreuen im September 1276 ins Feld. Sein Heer war stärker geworden, als er erwartet hatte; die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, mehrere Bischöfe der südlichen Reichsländer, Pfalzgraf Ludwig, Herzog Albrecht von Sachsen, Landgraf Heinrich von Hessen, Burggraf Friedrich von Hohenzollern, und eine Anzahl von Grafen und Herren, besonders aus Schwaben und Elsaß, waren ihm zugezogen; doch war es noch nicht der zehnte Teil der Vasallen des ganzen Reiches. Indeß konnte er, nach der Aussöhnung mit Heinrich von Bayern, es jetzt wagen, anstatt über Eger in Böhmen einzufallen, wie er es anfangs zu wollen schien, gerade an der Donau hinunter auf die Hauptstadt Wien loszugehen. In Österreich waren ihm viele Große geneigt und fielen ihm offen zu, nach dem der Erzbischof von Salzburg den Bann gegen Ottokar ausgesprochen und die Vasallen der österreichischen Länder von dem dem Könige geleisteten Eide entbunden hatte; und ebenfalls gewann der treue Meinhard von Tirol auf seinem Zuge durch die oberen Gegenden viele Edle aus Steiermark, Kärnten und Kram. Ohne Widerstand zog Rudolf von Passau, wo er am 24. September stand, an der Donau hinab; im Lager bei Ebersberg schlug er 120 Edle zu Rittern; Linz, das feste Ens ergaben sich; am 18. Oktober 1276 stand er vor den Mauern der Hauptstadt; doch diese schloß ihm die Tore und hielt an Ottokar fest. Ihr Bürgermeister Rüdiger Paltram war dessen eifrigster Anhänger, und die Stadt selbst hatte viel Gutes von Ottokar genossen; er hatte ihre Rechte und Freiheiten bestätigt; noch kann, vor einem Jahre hatte er sich, als ein großer Teil der Stadt durch eine Feuersbrunst verzehrt war, sehr hilfreich und freigebig bewiesen. Er hielt gern sein Hoflager in Wien und die Bürger waren stolz aus ihren reichen und glänzenden König, der, wenn er in gnädiger Gesinnung war, wohl die Gabe besaß, die Herzen für sich zu gewinnen. Dazu war die Stadt fest und hatte, außer der innern Burg, vier Burgen außerhalb der Mauern, König Rudolf wollte keinen Sturm wagen, sondern schloß die Stadt so eng, als er es mit seinem nicht sehr starken Heere vermochte, ein, um sie durch Mangel und Not zur Übergabe zu zwingen. Fünfunddreißig Tage dauerte die Belagerung; und erst, als nun auch Graf Meinhard mit seinen Scharen heranzog, als Pfalzgraf Ludwig durch eine Kriegslist das feste Neuburg überrumpelt und eingenommen hatte, wodurch dem Könige Ottokar der Punkt an der Donau genommen war, aus welchem er hätte aufs rechte Ufer übergehen und Rudolf zur Aushebung der Belagerung zwingen können, und als Ottokar selbst immer noch nicht zur Hilfe nahe war, da traten die Bürger mit Rudolf wegen Übergabe der Stadt in Unterhandlung. Ottokar nämlich hatte sich durch Rudolfs Anstalten zu einem Einfalle in Böhmen täuschen lassen, hatte alle seine Macht an der Tepel zusammengezogen, und war, bei der unerwarteten Nachricht von Rudolfs Zuge gegen Wien, nur mit einem Teile seines Heeres, aus schlechten Wegen und in der schlechten Herbstwitterung, bis nach Korn-Neuburg gezogen. Hier zögerte er noch unentschlossen, bis Rudolf, in seiner entschiedenen Weise, unerwartet eine Schiffbrücke über die Donau schlug, um das böhmische Heer selbst anzugreifen. Da brach sich sein Trotz und er schickte seinen vieljährigen Ratgeber, den Bischof Bruno von Olmütz, an Rudolf ab, den Frieden zu suchen. Gewiß war auch das Gefühl der Unsicherheit und des Grames, daß so viele seiner Vasallen, selbst in Böhmen, in ihrer Treue gegen ihn wankten, eine Ursache seiner augenblicklichen Demütigung, die nicht aus dem Herzen kam. Er mußte sich harte Bedingungen gefallen lassen. Am 21. November im Lager vor Wien ward Folgendes festgesetzt: Ottokar sollte von den gegen ihn ergangenen Achts- und Bannsprüchen erledigt werden, dagegen Österreich, Steier, Kärnten, Kram, die windische Mark, Portenau und Eger an das Reich zurückgeben, über Böhmen und Mähren aber vom römischen Könige die Lehen empfangen. Aus alle Lehn- und Erbgüter in den abgetretenen Ländern mußte Ottokar Verzicht leisten; dafür versprach Rudolf seinem Sohne Hartmann, der jetzt mit Ottokars Tochter Kunigunde, und seiner Tochter Jutta, die mit Ottokars Sohne Wenzel verlobt wurde, jedem Kinde 40,000 Mark Silber als Heiratsgut. Durch diese Doppelheirat sollte das Band zwischen Habsburg und Böhmen fest geschlungen werden. Die Stadt Wien wurde in Gnaden mit in den Frieden eingeschlossen und sollte ihre Tore öffnen; der Bürgermeister Paltram und einige andere Vorsteher der Bürger wurden ausdrücklich der königlichen Huld versichert…“