Franz von Lenbach

Unser großer deutscher Maler Franz von Lenbach wurde am heutigen Tag 1836 in Schrobenhausen im Bayernland geboren und soll daher mit einer kleinen Werkschau gefeiert werden. In Augsburg lernte er 1852-53 die Malerei und fand in München, Berlin und Wien Wirkungsstätten. Anfangs mußte er zwar etwas kämpfen, aber bald gelang ihm der Durchbruch und so erlangte er noch zu Lebzeiten Wohlstand und Ruhm. Viele berühmte deutsche Männer und Frauen seiner Zeit hat er gemalt, darunter unsere Kaiser Wilhelm I. und II., Franz Joseph von Österreich, unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke oder unseren Geschichtsforscher Theodor Mommsen. Es gibt aber auch schöne Landschaftsbilder von ihm zu bestaunen und auch das Volksleben verewigte er bisweilen auf der Leinwand. Kurzum: Es sollte für einen jeden etwas Passendes bei unserer kleinen Werkschau zu finden sein. Diese eröffne ich mit dem Bayernlied: https://www.youtube.com/watch?v=v-NmNUcehPk

„Gott mit dir, du Land der Bayern,

deutsehe Erde, Vaterland!

Über deinen weiten Gauen

ruhe seine Segenshand!

Er behüte deine Fluren,

schirme deiner Städte Bau

und erhalte dir die Farben

seines Himmels – Weiß und Blau!

Gott mit uns, dem Bayernvolke,

daß wir, unsrer Väter wert,

fest in Eintracht und in Frieden

bauen unsers Glückes Herd!

Daß mit Deutschlands Bruderstämmen

einig uns der Gegner schau,

und den alten Ruhm bewähre

unser Banner – Weiß und Blau!

Gott mit ihm, dem Bayernkönig,

Segen über sein Geschlecht!

Denn mit seinem Volk in Frieden

wahrt er dessen heilig Recht.

Gott mit ihm, dem Landesvater!

Gott mit uns in jedem Gau!

Gott mit dir, du Land der Bayern,

deutsche Heimat – Weiß und Blau!“

Den tieferen Sinn des Schaffens unseres alten Meisters erklärt uns unser Kunstgelehrter Adolf Rosenberg in seinem Buch „Lenbach“: https://archive.org/details/lenbach00rose_2

„Wenn wir die Geschichte der neueren Bildnismalerei bis in ihre ersten, für uns erkennbaren Anfänge zurückverfolgen, werden wir die Beobachtung machen, daß sich bald, nachdem sie die ersten Stadien ihrer Entwickelung durchmessen hatte, zwei Richtungen nebeneinander zur Geltung zu bringen suchten. Als den ersten Bildnismaler im modernen Sinne dürfen wir wohl den Niederländer Jan van Eyck, das Haupt der flandrischen Malerschule, betrachten. Er war zugleich der Begründer der einen Richtung der Bildnismalerei, die sich höchste Naturwahrheit im Verein mit strenger Objektivität zur Aufgabe gestellt hatte. Der Maler sollte mit der Natur wetteifern, aber sich ihr zugleich bescheiden unterordnen. Er sollte nicht mit seiner eigenen Weisheit und seinem eigenen Witze prunken, sondern hinter seinem Werke zurücktreten, so völlig verschwinden, daß der Beschauer ebenfalls eine Schöpfung der Natur vor sich zu sehen glaubte. Diese objektive Richtung der Bildnismalerei ist dann von den Niederlanden nach Italien gekommen, wie man sagt zugleich mit dem vollkommensten Mittel realistischer Darstellungskunst, mit der Ölmalerei, und sie ist in Italien das ganze XV. Jahrhundert herrschend geblieben. Ihre höchste Blüte hat sie aber in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts in Deutschland zumeist durch Dürer, mehr noch durch Hans Holbein den jüngeren erlebt, der dann für die ganze folgende Zeit bis auf die Gegenwart das höchste Ideal dieser Richtung der Bildnismalerei geblieben ist. Aber schon um die Wende des XV. Jahrhunderts regte sich in Italien der Individualismus als der Vorbote der zweiten Richtung, die wir die subjektive, die persönliche nennen möchten. Der Maler fühlte die Notwendigkeit, den inneren Drang, neben die Persönlichkeit des Dargestellten auch seine eigene als etwas ganz oder doch fast Gleichwertiges zu setzen. Der Künstler begann sein Werk zu meistern. Der große Leonardo da Vinci war der erste Maler, der die Stimmungen seiner Modelle unter seinen Willen zwang oder durch künstliche Mittel ihnen Regungen ihres Geistes oder ihrer Seele ab zu locken versuchte, die sie sonst scheu wie unter einer starren Maske verbargen. Er hob dadurch die Menschen, die er zu malen unternahm, weit über das Alltags maß ihrer wirklichen Erscheinung heraus, und der Nachgeborene, der ihre Abbilder betrachtet, glaubt in ihnen Wesen einer höher organisierten Welt zu erkennen. Raffael, der viel von Leonardo gelernt hat, Tizian und andere Venezianer schritten auf diesem Wege weiter, wobei ihnen allerdings auch die Gunst der Zeiten entgegenkam, die ihnen eine Fülle von prächtigem, geistig hochstehen dem und auch körperlich bevorzugtem Menschenmaterial in den Weg führten. Graf Schack, der fein fühlende Künstler, Kunstkenner und Kunstförderer, an den man immer denken muß, wenn man sich anschickt, über Lenbach zu schreiben, hat der Empfindung, die uns vor den Bildnissen Raffaels, Tizians und ihrer gleichzeitigen Kunstgenossen durchdringt, schöne Worte verliehen. „Wenn dieser Meister beschauen“, sagt er, „und uns in sie versenken, fühlen wir uns in ein höheres Dasein erhoben: wir leben in einem Geschlecht von hochstrebenden, den edelsten Interessen der Menschheit zugewendeten Männern, von kühnen energischen Feldherren und tatkräftigen Fürsten, im Kreise himmlisch schöner, das Leben der Männer veredelnder Frauen. Sie treten in diesen Bildern ans der Vergangenheit von drei Jahrhunderten so leibhaftig vor uns hin, offenbaren uns so vollständig ihr innerstes Wesen, daß wir wirklich ihres intimsten Umganges uns zu erfreuen glauben. Und doch fühlen wir, es sind höhere Menschen, als sie in Wirklichkeit waren: denn die Kunst hat sie geadelt und alles Niedere von ihnen abgestreift.“ Auch ans Lenbach könnte diese Charakteristik passen, die Gras Schack von der Porträtierkunst der italienischen Meister entworfen hat, nach beiden Seiten. Auch Lenbach wurde und wuchs als Künstler und Mensch in einer Zeit, die die Geschichtsschreiber der Zukunft in ihrer politischen und geistigen Regsamkeit und Bedeutung vielleicht nicht geringer einschätzen werden, als jene Periode des „Wiederauflebens der Wissenschaften und Künste“, in der Leonardo, Michelangelo, Raffael, Tizian und all die anderen Großmeister ihre Kräfte entfaltet haben. Auch Lenbach ist das unschätzbare Glück zuteil geworden, daß ihm seine Zeit eine lange Reihe von Helden des Schwerts und Rittern des Geistes, von Staatsmännern, Gelehrten, Dichtern und Künstlern, von schönen und klugen Frauen entgegenführte, und daß er große Männer noch größer, schöne Frauen noch schöner machte, als sie in Wirklichkeit waren, wissen die Mitlebenden, die seine Abbilder mit den Urbildern vergleichen konnten und noch können, wissen wir ganz genau. Wir hoffen aber auch, daß ihm die Nachwelt ebenso dankbar dafür sein wird, wie wir es Tizian und seinen Genossen für ihre Kunst geistiger Verfeinerung und körperlicher Veredlung sind. Ehe die Kunst der Bildnismalerei sich aber bis zu jener genialen Subjektivität der Auffassung entwickelte, die wir an Lenbach bewundern, hatte sie noch Schritt für Schritt bis zu jenem einsamen Gipfel emporzusteigen, aus dem sich die Riesengestalt eines Rembrandt erhebt. Er hat erst vollendet, was jene Meister der italienischen Renaissance angebahnt haben: den völligen Sieg der künstlerischen Persönlichkeit über das Naturobjekt, den Gegenstand der Darstellung, Ihm war es nur verhältnismäßig selten beschieden, durch Tatkraft oder durch Geist hervorragende, durch politische, kriegerische oder literarische Erfolge berühmt gewordene Individuen kennen zu lernen, durch näheren Umgang in ihrem inneren und äußeren Sein ergründen und dann porträtieren zu dürfen. Er hatte es meist mit „mittelmäßigen Löhnen dieser Welt“ zu tun, und an körperlichen Vorzügen boten seine Volksgenossen beiderlei Geschlechts seinem schönheitsfreudigen Sinne auch nur wenig. Seine Kunst war und machte hier alles, und je mehr ihm die Außenwelt verweigerte, desto mehr verlangte er von seiner Kunst, desto stärker ließ er seine gewaltige Subjektivität schalten und walten, mit der er die kleinen Menschen um sich herum nicht nur weit über ihre Zeit erhob, sondern ihnen auch bei der Nachwelt ein Andenken sicherte, das ihre Persönlichkeit nur in seltenen Fällen verdient hat. Und fast um dieselbe Zeit, wo dieser Kraftmensch in dem nebelfeuchten Amsterdam seine warme Sonne leuchten ließ, lebte und schuf in dem von Natur heißen und sonnigen Madrid ein Maler, der das Prinzip kühlster Objektivität in der Bildnismalerei wieder zur höchsten Potenz steigerte – Diego Velazquez. Er war der erste Fürsten und Hofmaler im modernen Sinne, der auch Lenbach bisweilen angeregt, aber nur selten zur Nachahmung gereizt hat…“

14 Kommentare zu „Franz von Lenbach

  1. Mit unserem Franz von Lenbach hat heute einer unserer großen deutschen Maler Geburtstag. Dessen Bilder kennt man vielleicht schon von anderen Panzerfeiern, da er große deutsche Männer wie unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke, unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unsere Kaiser Wilhelm den Großen. und II., unseren Tondichter Richard Wagner und noch viele viele mehr gemalt hat. Das Licht der Welt erblickte unser alter Meister 1836 im bayrischen Schrobenhausen. Seine Wirkungsstätten sollten München, Berlin und Wien werden, wo er die Gunst der hohen Tiere gewann. Mit seinen beiden Frauen hatte er drei Töchter und führte ein recht ruhiges, aber recht erfolgreiches Künstlerleben. Zu lesen gibt es auch mal wieder etwas und zwar Adolf Rosenbergs Buch „Lenbach“, welches sich mit unserem alten Meister recht ausführlich befaßt: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Man hat Lenbach wegen seiner Massenproduktion von Bismarckbildnissen, die bisweilen in der Ausführung allerdings manches zu wünschen übrig ließen, oft getadelt und verspottet. Selbst der Münchener Künstlerverein „Allotria“, dem Lenbach bald nach seiner Begründung beitrat und dessen Interessen er seitdem ans das eifrigste förderte, ist unter den Spöttern gewesen, und sein witzigster Karikaturenzeichner, der sonst so empfindsame und ernsthafte Fritz August von Kaulbach, ist in seinen Erfindungen niemals so großartig grotesk gewesen, als wenn es galt, Lenbach, den privilegierten Bismarckmaler „von Bismarcks Gnaden“, zum Gegenstand seines satirischen Griffels zu machen. Und dazu hat dann der Vereinspoet Schwabenmajer seine Leier geschlagen und geschildert, wie Lenbach „des Jahrhunderts größten Mann“ zu malen anfing.
    Malt, wie seine Augen blitzen.
    Wie die mächtigen Brauen sitzen,
    Nimmt den Pinsel doppelt voll
    Und wird schließlich bismarcktoll.
    Der Spott von Künstlern gegen Künstler wird, wenn er von Geist und Witz getragen ist, immer gern von solchen Künstlern hingenommen, die es wirklich sind. Nur Scheingrößen sind empfindlich, und darum ist Lenbach niemals durch solche Spöttereien in Bild und Wort an seiner großen Aufgabe irre geworden. Auch ernsthafte Einwände, die man gegen seine Flüchtigkeit erhob, hat er nicht viel beachtet, vermutlich, weil ihm jeder Augenblick, wo es ihm vergönnt wurde, seinen Helden malen zu dürfen, viel zu kostbar war, als daß er ihn durch kritisches Nachdenken in seiner Fruchtbarkeit hätte beeinträchtigen dürfen. Wie fleißig er diese Augenblicke benutzt hat, mit welchem Geschick er in seinen Bildnisstudien die wechselnden Stimmungen und Eindrücke, die den Fürsten Bismarck jeweilig beherrscht haben, widergespiegelt, die durch die Jahre erzeugten physischen Veränderungen in seinem Antlitz von Zeit zu Zeit in energischer Charakteristik wiedergegeben hat, alles das und die darauf verwendete Arbeit lernt man erst richtig kennen und würdigen, wenn man diese lange Reche von Studien und Bildern, wenn auch nur in Reproduktionen, im Zusammenhang betrachtet und jedes Stück mit dem zeitlich folgenden vergleicht. Dann verstummt der hier und da erhobene Vorwurf schnell fertiger oder gar handwerksmäßiger Mache, und es bleibt nur das Staunen vor dem Manne, der von Jahr zu Jahr immer tiefer in die unbegrenzte Mannigfaltigkeit eines gewaltigen Geistes eindrang und in dessen Spiegel, dem Antlitz, immer einen neuen Teil dieser Mannigfaltigkeit zu stets überraschender Erscheinung brachte. Als Lenbach den Fürsten Bismarck zum erstenmal porträtierte, stand dieser auf der Höhe seines internationalen Ruhmes. Der „ehrliche Makler“ war der Dirigent des europäischen Konzerts, und der „Kongreß von Berlin“ war ein Meisterstück diplomatischer Kunst gewesen, das seit 70 Jahren nicht seinesgleichen gehabt hatte. Bismarck war aber kein Schauspieler, und er war froh, wenn er sein Ziel erreicht hatte, seine Uniform wieder ausziehen und in das bürgerliche Kleid schlüpfen zu dürfen, das dem Gutsherrn von Varzin und Friedrichsruh mit den Jahren immer behaglicher geworden war. Im bürgerlichen kleide hat ihn auch Lenbach, dem, wie wir wissen, Uniformen und Staatskleider auch nicht sehr behaglich waren, zuerst dargestellt. Die Uniform hätte ihn gestört, und es war ihm doch anfangs nur um den Kopf zu tun, mit dessen Studium er sich noch viel gründlicher befaßte, als es ohnehin seine Gewohnheit war. Ein Studienblatt, das den Kopf des Fürsten von drei Seiten zeigt, ist ein Zeugnis dafür, zugleich aber ein Beweis der Virtuosität, mit der Lenbach zu zeichnen und zu modellieren verstand, wenn es nur einem großen Gegenstand galt. Mit Benutzung dieser Studien malte er das schon erwähnte Bildnis in der Berliner Nationalgalerie, das den Kanzler stehend bis zu den Knien, die Hände mit dem schwarzen Filzhut ans die Lehne eines Sessels vor ihm gelegt, darstellt, und später ein ähnliches Kniestück, das sich jetzt im städtischen Museum in Leipzig befindet. Jene Kopfstudien waren sozusagen nur ein erster Orientierungsversuch, der sich mehr an äußerliche Formen hielt, die freilich bei der Ausführung der danach gemalten Bilder noch mehr durchgeistigt wurden. Je öfter er aber Gelegenheit fand, den Fürsten bei der Arbeit oder in zwangloser Unterhaltung beobachten zu dürfen, desto geläufiger wurde ihm die Form, und desto heller leuchteten die Funken des Geistes, die unter den buschigen Augenbrauen des Kanzlers, so wie ihn Lenbach zeichnete und malte, in die Welt blitzten. Allmählich war dieser durch die ehrliche Geradheit seines Wesens dem Fürsten so vertraut geworden, daß er seinem Maler gestattete, seine Studien nach ihm in seinem Arbeitszimmer während der Erledigung seiner Amts- und diplomatischen Geschäfte zu machen. Aus diesen Studien erwuchs mit der Zeit ein Charakterbild, das die historische Größe des gewaltigen Mannes so vollkommen erschöpft, wie es keinem zweiten Künstler bei einer weltgeschichtlichen Persönlichkeit von gleicher Bedeutung gelungen ist. Von allen Künstlern, die Bismarck jemals gezeichnet, gemalt oder in Ton gebildet haben, hat Lenbach allein das dämonische Element in Bismarcks Wesen, das in erregten Momenten nicht selten bei ihm zum Ausbruch gekommen ist und selbst seine zähesten Gegner zum Zittern gebracht hat, erfaßt und veranschaulicht, ohne daß er dabei jemals in ein falsches Pathos oder gar ins Theatralische geraten ist. So war es eine besonders glückliche Stunde, als Lenbach etwa um die Mitte der achtziger Jahre jenes besonders populär gewordene Brustbild zeichnete, das den Kanzler in der von ihm gewöhnlich getragenen Interimsuniform, unbedeckten Hauptes, nach rechts gewandt, darstellt. Hier ist, trotz der einfachen zeichnerischen Behandlung, der mächtige Schädel zu einer fast monumentalen Größe gesteigert, wie sie ein Bildner in Stein und Erz nicht gewaltiger zum Ausdruck bringen kann. So stellt man sich den Bismarck vor, der einst der Schar seiner offenen und geheimen Widersacher das stolze Wort entgegenrief: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!“ …“

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  2. Nicht nur ein Volk der Dichter und Denker sind wir Deutschen, sondern auch eines der Maler und Bildhauer. Worin wir selbst den Griechen und Italienern das Wasser reichen können. Den Beweis hier für erbringt mit unser Maler Franz von Lenbach, dessen Geburtstag wir heute feiern. Im bayrischen Schrobenhausen kam er 1836 zur Welt und nachdem er von 1852 bis 1853 die Malerei in Augsburg erlernt hatte, wirkte er in München, Berlin und Wien. Wir verdanken ihm viele Gemälde von Moltke dem Älteren, Otto von Bismarck, Kaiser Wilhelm I., Richard Wagner und noch so manchem anderen berühmten deutschen Mann des XIX. Jahrhunderts. Frauengemälde gibt es von ihm natürlich auch, dazu noch ein paar Landschaften und Naturbilder. Geheiratet hat unser Herr Maler allerdings erst recht spät und zwar 1887 die Gräfin Magdalena von Moltke und 1896 Charlotte von Hornstein. Mit seiner ersten Frau hatte er die Töchter Marion und Erika und mit seiner Zweiten die Tochter Gabriele. Geehrt wird unser Maler natürlich mit einer kleinen Werkschau. Dazu wird auch aus Adolf Rosenbergs Buch „Lenbach“ vorgelesen, in diesem erläutert uns nämlich unser Kunstgelehrter das Leben und Wirken unseres alten Meisters: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Obwohl Lenbach am Ende doch zum Fürstenmaler geworden war, trotzdem daß seine Kunst wie sein persönliches Auftreten ganz und gar nicht dazu geeignet erschienen, verleugnete er niemals das starke Unabhängigkeitsgefühl, das sich schon in dem Jüngling geregt und in dem Manne vollends entwickelt hatte. Ohne Parteimann zu sein oder sich irgendwie am politischen Leben zu beteiligen, empfand er doch die lebhaftesten Sympathien für alle, die in reiner Gesinnung und ehrlicher Begeisterung zu einer der herrschenden Parteien in Gegensatz getreten waren oder gar unter der Bekundung ihrer Überzeugung leiden mußten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet war ihm Gladstone nicht bloß als berühmter Staatsmann, sondern auch als Mensch eine psychologisch interessante Erscheinung, noch dazu als ein Mensch voller Widersprüche. In der Politik radikal bis zum Fanatismus, war Gladstone in seinen wissenschaftlichen Arbeiten, namentlich in seinen Forschungen, die die Realität der Homerischen Gedichte verteidigten, ein konservativer Romantiker. Seine polemischen Schriften gegen die Eingriffe des Vatikans und des Ultramontanismus in die geistige Freiheit seit 1870 brachten ihn auch in Beziehungen zu Ignaz Döllinger, dem unerschrockenen Bekämpfer des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas, und das Doppelbildnis, das uns diese beiden, in gleicher Gesinnung verbundenen Männer beieinander zeigt, ist eine der wertvollsten kulturgeschichtlichen Urkunden ans dem letzten Viertel des XIX. Jahrhunderts, die wir Lenbach verdanken, ein Denkmal jenes gewaltigen geistigen Kampfes, der schon seit sechs Jahrhunderten tobt, ohne zu einem völligen Siege der einen oder der anderen Partei geführt zu haben. Döllinger hatte übrigens schon viel früher die Sympathien Lenbachs gewonnen. Zu Ansang der siebziger Jahre hatte er ein Bildnis des geistvollen Universitätslehrers und Forschers gemalt, in dessen gram durchfurchten Zügen sich schon damals der tragische Zwiespalt wiederspiegelte, der sich fast durch die ganze zweite Hälfte seines Lebens gezogen hat, und in einem zweiten, etwa zehn Jahre später entstandenen Bildnis, dessen Körperhaltung ungefähr mit der ans jenem Doppelbild übereinstimmt, hatte er den Greis dargestellt, der nach den schweren Stürmen seines Lebens mit sich und der Welt Frieden gemacht hat. Derselbe Grundzug seines Charakters, der Lenbach die geistige Gemeinschaft Döllingers suchen ließen, hat ihn auch veranlasst, einen Gesinnungsgenossen und Mitkämpfer zu malen, den kroatischen Bischof Joseph Georg Stroßmayer, der ans dem vatikanischen Konzil von 1870 im Gegensatz zu der nachgiebigen Mehrheit tapfer gegen das Unfehlbarkeitsdogma aufgetreten war, aber schon zehn Jahre später seinen Widerstand aufgab, um fortan seine Oppositionslust ans innerpolitischem Gebiete zu betätigen. Außer Minghetti und Gladstone hat Lenbach noch eine Reihe von Staatsmännern und Diplomaten gemalt, von denen wir den Baron, späteren Grasen von Scheel-Plessen, den ersten Oberpräsidenten von Schleswig-Holstein, den belgischen Ministerpräsidenten Frere-Orban, den Staatsminister von Delbrück, den langjährigen Mitarbeiter Bismarcks, den deutschen Botschafter von Radowitz, den bayerischen Finanzminister von Riedel (1893) und ans neuester Zeit den Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe und seinen Nachfolger, den Grafen, jetzt Fürsten von Bülow, erwähnen. Aber sie alle zusammengenommen haben für Lenbach nicht die künstlerische Bedeutung gehabt, wie die heroische Gestalt Bismarcks, der zwanzig Jahre lang durch das Schaffen des Meisters in immer neuen Wandlungen seiner geistigen und körperlichen Persönlichkeit hindurchschritt. Als Lenbach das erste Bildnis des Fürsten Bismarck zu malen unternahm, hatte er dazu einen Auftrag von der Direktion der Königlichen Nationalgalerie in Berlin erhalten, die die Gründung einer Sammlung von Bildnissen berühmter Männer ans der neuesten Geschichte Deutschlands beschlossen hatte. Fürst Bismarck hatte sich bis dahin gegen Künstler sehr unzugänglich verhalten. Von den Malern erfreute sich nur von A. von Werner, den der Kanzler bereits während des Krieges von 1870 und 1871 in Versailles kennen gelernt hatte, einer Ausnahmestellung im Bismarckschen Hause. Im allgemeinen widerstrebte die nervöse Natur Bismarcks längeren Porträtsitzungen, die er nur in seltenen Fällen, etwa wenn es sich um ein Denkmal handelte, einem Künstler gewährte. Er hatte einmal zur Zeit, als er noch Gesandter beim Bundestag in Frankfurt am Main war, mit einer Bildhauerin üble Erfahrungen gemacht. Sie hatte ihm versprochen „gleich fertig zu sein“, brauchte aber zu ihrer Arbeit mehrere Wochen, und Bismarck hatte seitdem eine unüberwindliche Abneigung gegen Porträtsitzungen gefaßt. So war gerade der pinselgewandte, im schnellen Erfassen einer Persönlichkeit behende Lenbach der richtige Mann für den Fürsten, der dem Künstler mit den scherzenden Worten entgegenkam: „Ich habe zwar geschworen, nicht mehr zu sitzen, aber ich kann diesen Eid ja umgehen, indem ich Ihnen stehe!“ Lenbach durfte sich wohl getrauen, seine Aufgabe in würdiger Weise zu lösen, ohne den Fürsten durch die Pein langer Sitzungen zu ermüden, da er seinen Blick schon durch frühere Beobachtungen Bismarcks in Kissingen und Gastein geschärft hatte, wo auch der Fürst bereits in persönlichen Verkehr mit ihm getreten war. So konnte schon beim ersten Male jenes Meisterwerk für die Nationalgalerie entstehen, das Lenbach zu Weihnachten 1878 in Friedrichsruh begann und im Frühling des folgenden Jahres vollendete. Bei dem näheren Verkehr, der sich in Friedrichsruh entspann, machte bald auch das freimütige, offene und gerade Wesen des Künstlers einen starken Eindruck ans Bismarck. Es dauerte nicht lange, so gehörte Lenbach zu den Intimen der Bismarckschen Familie. Die beiden verwandten Geister hatten sich erkannt, und es knüpfte sich zwischen ihnen ein inniges Band, das alle Proben überstanden hat. In Treue und unerschütterlicher Anhänglichkeit hat Lenbach trotz aller Wechselfälle des Lebens an Bismarck und den Seinigen festgehalten, und in rastloser Tätigkeit hat er dem deutschen Volk in zahlreichen Bildern aus fast jedem der letzten 20 Jahre die Gestalt seines gefeierten Helden immer und immer wieder vor Augen geführt…“

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  3. Auch in der Malerei macht uns Deutschen so schnell niemand etwas vor und damit das nicht einfach so behauptet ist wie die Klugheit des (((Feindes))), wofür sich dieser unentwegt den Nobelscheiß verleihen läßt, nutzen wir Panzertiere die Geburtstage unserer großen deutschen Maler für eine kleine Werk. Heute nun hat unser Maler Franz von Lenbach Geburtstag (1836 in Schrobenhausen). Ein Bürgerlicher von Geburt, den den kunstsinnigen Wittelsbacher in den Adelstand erhoben und ihn somit von der Last des Steuerzahlens befreit haben. Wir Deutschen verdanken unserem Franz von Lenbach zahlreiche Gemälde unseres Eisernen Reichskanzlers Otto von Bismarck, unseres Feldmarschalls Helmuth von Moltke, unserer Kaiser Wilhelm I. und Friedrich IV. (III.), unsers Tondichters Richard Wagners und vieler seiner berühmten Zeitgenossen mehr. Die Malkunst erlernte er von 1852 bis 1853 in Augsburg und fand danach in München, Berlin und Wien Wirkungsstätten. Da seine Kunst schon zu Lebzeiten sehr geschätzt wurde, konnte er sich eine stattliche Villa leisten. Im Jahre 1887 heiratete die Gräfin Magdalena von Moltke, mit der er zwei Töchter hatte. Eine zweite Ehe schloß er 1896 mit Charlotte von Hornstein, der Tochter des Tondichters Robert von Hornstein. Eine weitere Tochter entstammt dieser Ehe. Bevor die (((amerikanische))) Umerziehung über unser deutsches Vaterland gekommen ist, konnte man viel von unseren Kunstgelehrten über unsere alten Meister lernen. So auch von unserem Adolf Rosenberg, die uns mit dem Büchlein „Lenbach“ das Schaffen unseres heutigen Geburtstagskindes sehr schön erklärt hat: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Von diesen frühen „echten Lenbachs“ sind einige durch glückliche Zufälle erhalten geblieben. Der Bauer pflegt ein Kunstwerk, das er mit seinem guten Geld bezahlt hat, auch in zäher Obhut zu halten und läßt sich so leicht den Spaß an seinem Besitz nicht verderben. Auch vertrugen diese Erstlingswerke Lenbachs in viel höherem Grade die Kritik, als man bei einem Autodidakten, der von seinem Freunde Hofner doch nur das Handwerkliche gelernt hatte, erwarten durfte. Die erhaltenen Bilder gehören freilich bereits einer Zeit an, wo Lenbach durch die erste Kopie nach dem Gemälde eines alten Meisters einen beträchtlichen Schritt vorwärts gekommen war. Im Jahre 1852 kopierte er eine Kreuzabnahme von Christoph Schwarz, der in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts in Ingolstadt tätig war, und zwar, wie Lenbach selbst sagt, so gut, „daß Original und Kopie einander zum Verwechseln ähnlich sahen.“ Der Widerschein dieser ersten Studie nach einem alten Meister läßt sich in einem Fahnenbilde Lenbachs erkennen, das das Brustbild des heiligen Joseph mit seinem Zimmermannswerkzeug in einem Rund darstellt. Dagegen zeigen zwei andere Rundbilder, ein Wirtshausschild mit einem reitenden Postillon von 1856 und ein Scheibenbild für das Konigsschießen in Schrobenhausen im September 1857 mit einer Ansicht des Städtchens in der Mitte, der Büste des Königs Max darüber und den Gestalten eines Schützen und eines Scheibenweisers an den Seiten, den Künstler ans dem Wege eines unvefangenen, von jedem Vorbilde unabhängigen Realismus. Während aber dem sehr hölzernen Pferde des Postillons nichts von den Naturstudien zugute gekommen ist, die Lenbach um diese Zeit sehr fleißig gemacht hat – auch eine tüchtige Pferdestudie von 1855 hat sich erhalten – zeugt die Landschaft ans dem Scheibenbilde bereits von einem sein ausgebildeten Gefühl für landschaftliche Stimmung und von der Fähigkeit, eine Stimmung mit koloristischem Geschick wiederzugeben. Das Jahr 1853, wo Lenbach seine erste Kopie nach einem alten Meister gemacht hatte, war für ihn auch noch insofern ein wichtiger Moment in seinem Leben, als sein Vater starb und damit das Hindernis fortfiel, das ihm die Wahl eines anderen Berufs unmöglich gemacht hatte. Er durfte jetzt seinem Herzen folgen und Maler werden, und zum zweiten Male versuchte er sein Glück auf einer Lehranstalt, auf der polytechnischen Schule in Augsburg. Aber er fand hier nur geringe Förderung, da hauptsächlich nach französischen Lithographien gezeichnet wurde. Die damalige, allerdings verfehlte Lehrmethode hat Lenbach einen so heftigen Widerwillen gegen alle Akademien und ähnliche Züchtungsanstalten von künstlerischen Talenten eingeflößt, daß er bis an sein Lebensende, trotz aller vernünftigen und zweckmäßigen Reformen, seine Abneigung gegen alles akademische Wesen nicht bezwungen und in den Akademien den Verderb jeder „natürlichen Begabung“ gesehen hat. In Augsburg fand er nur des Sonntags Gelegenheit, sich in der Ölmalerei zu üben, wobei diesmal ein Nadlergeselle, der einige „Kenntnisse von Untermalung mit grünlichen Tonen“ besaß, was damals für eine außergewöhnliche Wissenschaft galt, sein Mentor war. Mehr wurde Lenbach aber durch das Studium der alten Meister in der Augsburger Galerie gefördert, und er begann auch bald mit seiner Kopistenarbeit, deren erstes Ziel das dem Antwerpener Jacob Jordaens zugeschriebene Bild eines alten Mannes war. Auch das ist für seine spätere Entwicklung charakteristisch : neben dem koloristischen Element, das ihn zunächst anzog, reizte ihn bereits das physiognomische. In der Welt der malerischen Erscheinungen fesselte ihn besonders das Einzelwesen mit seinem individuellen Leben. Trotz dieser künstlerischen Anregungen behagte ihm der Aufenthalt in Augsburg nicht lange, und er kehrte wieder nach Schrobenhausen zurück, wo er für die nächsten Jahre, allerdings mit mehreren Unterbrechungen durch Krankheit und durch Wanderungen nach München, seßhaft blieb. Sein Hauptquartier war zumeist in dem eine halbe Stunde entfernten Dorf Aresing, wo sein Freund Hofner in einem von seinem Vater ererbten Häuschen wohnte und immer noch frischweg nach der Natur malte. Daran nahm Lenbach redlichen Anteil, und beide malten „Tag um Tag, solang‘ die liebe Sonne leuchtete.“ Eine der Unterbrechungen in diesen idyllischen Naturstudien wurde dadurch herbei geführt, daß Lenbach, der schon damals ans den Bildnismaler lossteuerte, Lust bekam, in München in die Werkstatt des badischen Hofmalers Gräfle zu treten, der ein Schüler Winterhalters gewesen war und dessen fade, schmeichlerische Kunst nach französischer Manier, getragen durch die Gunst der süddeutschen Fürstenhöfe, noch eine Zeitlang mit großem äußeren Erfolg fortsetzte. Lenbach bekennt, während eines zweimonatlangen Aufenthaltes in seinem Atelier manches von ihm gelernt zu haben. Aber er durchschaute auch schnell die Hohlheit und Verlogenheit der ganzen Mache, und darum fühlte der ehrliche Altbayer bald das Bedürfnis, sich von dieser Welt gleisnerischen Scheins in den Schoß der Natur, also zu seinem Freunde Hofner, zurückzuflüchten. „Ich malte damals mit Vorliebe“, so erzählt er, „Waldränder mit gewaltigen, von der sinkenden Sonne beleuchteten Fichtenstämmen, merkwürdige Tiergruppen, Bauern mit Strohhüten, roten Westen und blauen Beinkleidern, Da glaubte ich manchmal des Abends an solchen Objekten die Tizianische Wirkung zu sehen. Wir suchten immer den Eindruck der Natur mit den alten Meistern in Verbindung zu bringen.“ Den Verkehr mit ihnen unterhielt Lenbach sehr lebhaft, obwohl der Weg von Schrobenhausen bis München über Dachau nenn Meilen betrug. Da es nur sehr langsame Fahrgelegenheiten gab und Lenbachs Geduld, vielleicht auch sein Geldbeutel zu ihrer Benutzung nicht langten, hat er den Weg unzählige Male zu Fuß, gewöhnlich in zehn Stunden durchmessen, und dadurch bildete er sich zu einem Dauerläufer ans, der einen Wettlauf mit viel kräftigeren Männern, als er selber war, mit Aussicht ans Erfolg ausnehmen konnte. Zumeist führte ihn die Liebe zu den alten Meistern nach München, bisweilen aber auch ein plötzlicher Mangel in seinem Farbenvorrat, dem er schneller durch persönliches Eingreisen, als durch die Bestellung mit der Post abhelfen konnte. Durch diese Fußmärsche nach München wurde er auch mit der neueren Kunst des Auslandes bekannt. Einmal steigt ihm in seinen Jugenderinnerungen der Gedanke an einen solchen fremdländischen Eindruck ans. „Ich malte damals ans dem Lande auch Hohlwege mit Bäumen, Tieren und dergleichen. Die Sachen müssen etwa an Conrbet erinnert haben. Was daran etwa Gutes gewesen sein mag, war ein gewisser Tonwert. Ich suchte jeden einzelnen Tonwechsel zu vertiefen, und das gab dann, wie ich glaube, den Bildern den Eindruck einer vertieften Natur und daher eine gewisse Verwandtschaft mit den alten Meistern, die sich ja durch dasselbe Bestreben von den neuen unterscheiden.“ …“

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  4. Anno 1836 kam im bayrischen Schrobenhausen unser großer deutscher Maler Franz von Lenbach zur Welt. Diesem verdanken wir Deutschen so manches Bild von unserem Moltke, Bismarck, Wilhelm dem Großen, Friedrich dem Vierten, Wagner, Mommsen und viele mehr. Grund genug, um zu Ehren unseres Lenbachs eine kleine Werkschau abzuhalten. Anno 1852-53 erlernte er die Malerei in Augsburg und wirkte anschließend in München, Berlin und Wien als freischaffender Künstler, wobei ihm schon bald von den Wittelsbachern ein stattliches Jahresgehalt gezahlt wurde. Zwei Frauen und drei Töchter hatte er und somit war auch für den Malernachwuchs gesorgt. Bei unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg („Lenbach“) geht es mit der Lehrzeit unseres alten Meisters ein Stückchen weiter: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Auf einer dieser Wanderungen nach München brachte Lenbach eine Anzahl seiner Studien mit und wurde aufgefordert, damit zu Piloty zu gehen, der den jungen Mann sehr wohlwollend aufnahm, seine Sachen lobte und ihn einlud, in seine Schule einzutreten. Lenbach folgte dieser Einladung, und er blieb auch anderthalb Jahre bei Piloty, aber nur während der Wintermonate, da es ihn, sobald der Frühling hereinbrach, immer aufs Land, nach Schrobenhausen zog. Es war im Jahre 1857, als ihn Piloty bei sich aufnahm, und schon im folgenden Jahre malte er auch sein erstes wirkliches Bild: Landleute, die während der Erntezeit bei herannahendem Gewitter zu einer Kapelle flüchten. Heute merken wir diesem Bilde an jeder Figur, die zwar nach der Natur, aber doch nach dem gestellten und erst arrangierten Modell gemalt ist, an der sorgsam in schöne Falten gelegten Gewandung, den ausdrucksvollen Studienköpfen, vor allem aber an dem samtweichen Gesamtton seine Herkunft ans der Schule Pilotys an. Trotzdem war es aber für einen erst Einundzwanzigjährigen, der doch im wesentlichen alles sich selber verdankte, also eigentlich ein Autodidakt war, ein höchst achtungswertes Stück Arbeit. Als solches wurde es denn auch sofort anerkannt. Es erregte sogar, wie Pecht erzählt, der es damals bei seiner Ausstellung im Münchener Kunstverein sah, „Aussehen durch die gänzlich neue, fast abstoßende Kühnheit und Ursprünglichkeit naturalistischer Mache.“ Wenn auch die Erfindung des Bildes nichts Neues bot und von Phantasie auch nicht viel zu merken war, über welchen Mangel seiner Begabung sich übrigens Lenbach selbst keiner Täuschung hingab, so offenbarte es dafür einen „ganz und gar eigentümlichen Farbensinn, welcher Tone in der Natur sah, ans seine Palette übertrug, die, so echt sie auch erschienen, doch bisher kein Mensch wahrgenommen, die alle Welt frappierten.“ Dieser erste versuch fand aber nicht bloß die Anerkennung der Kritik, sondern, was für Lenbach um diese Zeit wichtiger war, einen Käufer, der 450 Gulden dafür zahlte. Da er zugleich ein Staatsstipendium von 500 Gulden erhielt, konnte er dem Ziele zustreben, das damals allen jungen Künstlern als das höchste galt und den meisten auch heute noch gilt, er konnte nach Italien, nach Rom ziehen. Es traf sich so günstig, daß auch Piloty eine Reise nach Rom vorhatte, um dort seine Studien für das große Bild „Nero nach dem Brande Roms“ zu machen, und daß Lenbach seinen Lehrer begleiten durfte. Seine Mittel reichten gerade hin, um die Kosten der Reise und eines zweimonatigen Aufenthaltes in Rom zu bestreiten. Obwohl man damals die ganze Reise mit der Post und später mit dem Vetturino ausführte, wurden unterwegs nur wenige Stationen gemacht. So blieben die Reisenden in Verona nur einen Tag; aber in dieser kurzen Zeit fand Lenbach doch Gelegenheit, an einem uralten, überaus „stimmungsvollen“ Kirchlein seinen malerischen Sinn zu befriedigen. Ein zweiter Aufenthalt wurde in Florenz genommen, wo die Galerien, wie vorauszusehen war, einen gewaltigen Eindruck auf den jungen Mann machten, der damals schon mit leidenschaftlicher Liebe an den alten Meistern hing, obwohl er nur erst verhältnismäßig wenig von ihnen gesehen hatte. „Der Mensch ist eben wie ein Brennmaterial; er muß entzündet werden, sei es durch andere Menschen oder durch Kunstwerke.“ Piloty, der doch auch seine ersten Lehrjahre in der Alten Pinakothek in München durch gemacht hatte, interessierte sich während dieser Reise weniger für die alte Kunst, weil er nur an die Studien zu seinem Nero dachte. Überhaupt fühlte sich Lenbach, wie er selbst bekennt, trotz der Liebenswürdigkeit und Ritterlichkeit seines Wesens nicht ganz geheuer in seiner Gesellschaft. Piloty verlangte immer von ihm, er sollte ein Bild malen. Unter „Bild“ verstand er aber nicht etwa jedes beliebige Bild, gleichviel welchen Inhalts, sondern ein Historienbild großen Stils, wie Piloty sie damals nur noch malte. Der Meister war zuletzt ebenso einseitig geworden wie sein großer Vorgänger Cornelius, für den es außer der Monumental- und Geschichtsmalerei, wie er sie betrieb, nichts weiter gab. In Rom, wo Lenbach mit Piloty zusammen zwei Monate verweilte, geriet er nach seinem eigenen Geständnis in eine Art von Sonnenfanatismus hinein. Er konnte sich nicht genug an der Beobachtung der Wirkungen des Sonnenlichtes im Freien tun, und außerdem war es für ihn, der damals das Wort Natur ans seine Fahne geschrieben hatte, angenehm, im Freien herumzulungern und immer nach der Natur zu arbeiten. Erst später hat er dann eingesehen, daß darin die Gefahr lag, „alles Augenmaß zu verlieren.“ Vielleicht hat Lenbach diese überaus seine Beobachtung erst gemacht, als bei uns die von Frankreich eingeführte Freilichtmalerei zu grassieren begann, und ihre Jünger sofort in den Fehler verfielen, einerseits das Unwichtigste und Gleichgültigste in übernatürlicher Größe darzustellen, andererseits in der Wiedergabe der grellsten Effekte heißen Sonnenlichtes es der Meisterin Natur selber gleich tun zu wollen. Mit Recht verurteilt Lenbach jene Mißgriffe wie diese aussichtslosen Versuche. „Die Alten haben das Augenmaß nie verloren“, sagt er über solche Bestrebungen, „sie haben die Natur beherrscht und sind nie ihre Sklaven gewesen. Sie nahmen ans der Natur nur, was sich für die Zwecke der Malerei verwenden ließ, was durch die Malerei darstellbar war. Wie wollen wir auch Vicht malen? Unsere Palette ist ja beschränkt, das „Kremserweiß“ ist da unser Licht. Die Alten haben nur die Mittel der geistreichsten Erfahrung angewendet, um den Effekt von Vicht hervorzubringen. Sie erfanden eine Skala, in die sie die Effekte der Natur und deren Steigerungen übersetzten. Als junger Mensch glaubt man, man könne alles darstellen; erst später lernt man durch die Kunst, durch das Vorbild der Meister, sich zu beschränken, und da findet man denn, daß ans der von ihnen ausgestellten Skala auch eine Menge von Effekten erreichbar sind.“ …“

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  5. Den Geburtstag von unserem Münchner Malerfürsten Franz von Lenbach feiern wir heute. Am heutigen Tag im Jahre 1836 wurde er nämlich im bayerischen Schrobenhausen geboren. Gemalt hat er vor allem seine Familie, große Männer wie unseren Otto von Bismarck, Helmuth von Moltke, Kaiser Wilhelm I., Friedrich IV. (III.), unseren Tondichter Richard Wagner und viele mehr, aber auch ein paar Szenen aus dem Volksleben und einige schöne Landschaften. Seinen Vorbildern wie Tizian oder Rubens hat er auch mit einigen schönen Bildern gehuldigt. Man sollte also bei ihm für unsere kleine Werkschau findig werden. Sein Leben verlief recht ruhig und so konnte er ungestört in München, Berlin und Wien arbeiten und war, dank des sich langsam einstellenden Erfolges, auch die leidige Geldsorge los. Sein häusliches Glück fand er 1887 mit der Gräfin Magdalena von Moltke und 1896 mit Charlotte von Hornstein allerdings erst recht spät. Drei Töchter – Marion, Erika und Gabriele bekam er dennoch. Die Meistermaler gibt es von unserem Tondichter Richard Wagner – den unser Meister Lenbach mehrfach gemalt hat – leider nicht und so müssen wir uns mit seinen Meistersingern von Nürnberg begnügen (aufgeführt von unserem Kapellgroßmeister Wilhelm Furtwängler): https://www.youtube.com/watch?v=MAokG9BrvPo Muß man die Malerei auch sehen, so wir man die Musik hören muß, so kann man trotzdem das Buch „Lenbach“ von unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg über das Schaffen unseres alten Meisters zu Rate ziehen: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Das Hauptergebnis dieser Natur und Sonnenlichtstudien Lenbachs waren die Vorarbeiten zu einer Darstellung des Titusbogens mit reicher Staffage. Er hatte noch das Glück, das Forum und seine Umgebung in jenem malerischen Kleide zu sehen, das der klassischen Trümmerstätte den Namen „Campo vaccino“ eingetragen hatte. Noch war es nicht das Objekt archäologischer Ausgrabungen geworden, die es schließlich dahin gebracht haben, daß es heute nackt und bloß, eines jeden poetischen Reizes entkleidet, wie ein sauberes anatomisches Präparat vor unseren Augen liegt. Was die Wissenschaft damit an sicherer Erkenntnis gewonnen hat, hat die Kunst für immer verloren. Damals sah Lenbach noch die Campagnoten in ihren farbigen Trachten, Männer, Weiber und Kinder mit Büffeln, Eseln, Ziegen und hohen Planwagen durch den Konstantins und Titusbogen ans das Forum ziehen, um sich dort unter den Bäumen zu lagern und Vieh und andere Erzeugnisse feilzubieten. Einen solchen Zug von Campagnoten ließ er in der Morgenfrühe, aber doch schon bei heißem Sonnenlicht, wie man an dem scharfen Schlagschatten an der Wölbung bemerkt, durch den Titusbogen schreiten. Während er die einzelnen Studien „begeistert, ja fanatisch“ nach der Natur malte, nahm er sich aber doch noch die Zeit, ab und zu seine „geliebten Museumsgefangenen“, die Werke der Giorgione, Tizian, Velazquez und andere, zu besuchen, die er im geheimen als seine Heiligen anbetete, obwohl er sich dabei wegen seines „Naturalismus“ wie ein Verbrecher vorkam, der sich dunkel bewußt war, daß er auf unrechten Wegen wandelte. Als das Höchste galt ihm schon damals Tizian, der ihn „durch seine Ruhe, durch seine idyllische paradiesische Herrlichkeit entzückte.“ Das Bild mit dem Titusbogen malte er erst in der Schule Pilotys in München fertig, nachdem er über Livorno und Genua heimgekehrt war. Zeitweilig unterbrach er aber die Arbeit in München, weil er für die Straßenjungen ans seinem Bilde, die auf dem Abhang der antiken Straße in der Sonne faulenzen und die „ganz bronzefarbige Beine“ haben mußten, Natur brauchte. Er ging zu seinem Freunde Hofner nach Aresing und suchte sich dort Bauernjungen aus, die er jedoch erst „braun brennen“ mußte. Es gelang ihm, sie durch Geldgeschenke zu bewegen, daß sie tagelang in der Sonne herumlagen, „bis ihnen die Haut abging und sie endlich die gewünschte braune Färbung erhielten.“ Der Erfolg des also zustande gebrachten Bildes entsprach denn auch vollkommen den daraus verwendeten Mühen. Friedrich Pecht erzählt davon in seiner trefflichen Charakteristik des Künstlers als Augen- und Ohrenzeuge. Bisher war es üblich gewesen, römische Ruinen nur in der kleinlichen, bunten, süßlichen und körperlosen Malerei darzustellen, die bis zum Auftreten Pilotys und seiner Schüler in ganz Deutschland geherrscht hatte. „Mit dieser herkömmlichen Romantik und ihrer süß duftenden Färbung brach nun das Bild des jungen Realisten in einer für die zahmen Räume des Kunstvereins wahrhaft unerhörten Weise, indem es mit bewunderungswürdiger Energie den grandiosen Ernst südlicher Natur wie ihre wunderbare Plastik wiedergab und so mit den einfachsten Mitteln ganz den Eindruck jener düster erhabenen Trauer hervorbrachte, den das Forum in der brennenden Sonnenglut eines heißen Mittags, wenn die bleierne Atmosphäre des Sirocco erdrückend ans uns lastet, mit ihren eintönig grauen und braunen Tinten und schwarzen Schatten hervorbringt…“ Darum rief „dieses unerhörte Auftreten des packendsten Naturalismus ein wahres Erdbeben in der Münchener Kunstwelt hervor, noch ärger schier, als dies kurz zuvor im Bereich der Historienmalerei Pilotys Seni vor Wallensteins Leiche getan.“ Lenbachs Gegner unter den Künstlern warfen ihm sogar vor, er male mit Kot und schattiere mit Tinte. Aus der liebevollen Beschäftigung mit den Bauernjungen in Aresing erwachsen noch mehrere Bilder. Eines davon, das einen ans dem Rücken in der Sonne liegenden Hirtenknaben darstellt, hängt in der schackschen Gemäldegalerie in München. Graf Schack preist es in dem geistvollen Buche, worin er die Entstehung seiner Gemäldesammlung nach seinen Erinnerungen und Auszeichnungen geschildert hat, als ein besonderes Glück, daß er dieses Bild an sich gebracht hat, weil andere Gemälde als Bildnisse ans Lenbachs frühester Zeit äußerst selten sind. Er hat auch mit seinem Empfinden heraus gemerkt, daß es sich von dem gewöhnlichen Realismus, in dem sich Lenbach zu jener Zeit noch selbst besangen fühlte, bereits unterschied, „Es ist in realistischer Weise gemalt, und der oberflächliche Beschauer wird besonders die naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit bewundern. Doch die erste nähere Betrachtung ergibt sogleich, daß der Jüngling, der dies in seiner Art einzige Bild schuf, schon damals weit über den gewöhnlichen Realismus hinaus war. Wie ist das Leben und Weben der Natur an einem glühenden Sommermittage, das Wimmeln und Sichbewegen in Gräsern und Kräutern hier aufgefaßt; wie das Tote und seelenlose hier lebendig gemacht und vergeistigt! Wir glauben den sengenden Brand, die blendende Glut der Sonne zu sehen und zu fühlen, möchten uns mit dem Knaben, der sich in göttlicher Faulheit dahin streckt, von den Mittagsstrahlen durchwärmen lassen! Kaum hat Murillo Schöneres in dieser Art hervorgebracht.“ Auch die Porträtstudie nach einem Bauern gehört dieser Zeit an…“

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  6. Der Geburtstag von unserem großen deutschen Maler Franz von Lenbach (1836 in Schrobenhausen). Diesem verdanken wir viele schöne Gemälde (drunter von Bismarck, Moltke oder Wagner) und so soll er mit einer kleinen Werkschau gefeiert werden. Einen Film über unseren Lenbach gibt es leider nicht. Bei unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg geht es im Buch „Lenbach“ mit dem Schaffen und Leben unseres alten Meisters weiter: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Lenbach betrachtete jedoch schon damals diese Genrebilder und Studien als beiläufige Werke. Sein Hauptaugenmerk war bereits zu jener Zeit ans die Bildnismalerei gerichtet, weil er erkannt hatte, daß er nur für diesen Zweig der Kunst Talent besäße. Mit dem ersten Bildnis, das er ausstellte (1860), dem eines bekannten Münchener Arztes, Doktor Schanzenbach, rief er aber einen fast noch größeren Sturm hervor als mit dem Titusbogen. Das Publikum und selbst die Künstler waren für die Art realistischer Bildnismalerei, die Lenbach als höchstes Ziel vor Augen schwebte, noch lange nicht reif. Bildnismalerei war damals noch ungefähr gleichbedeutend mit Schönfärberei. In München hatte zu jener Zeit immer noch die von Josef Karl Stieler begründete Richtung der Porträtmalerei die Oberhand, Ein Schüler Gerards, hatte Stieler die glatte Eleganz und Charakterlosigkeit, die theatralische Pose und die süßliche Färbung des Franzosen nach München verpflanzt und damit den Beifall der Könige Max I, und Ludwig I. in so hohem Grade erworben, daß er sich über drei Jahrzehnte lang unerschütterlich in der Gunst der Aristokratie und des großen Publikums erhielt, dem seine Art schwächlicher Idealisierung, die im Lichte unnahbarer Vornehmheit erschien, über alle Maßen gefiel. Es ist bekannt, was Stieler ans den Charakterköpfen eines Goethe, eines Beethoven, eines Schelling und anderen gemacht hat, wie er alles Persönliche und Individuelle, jeden Funken lebendigen Geistes ans ihnen heraus geblasen und das Charakteristische einem falschen Ideal von Größe und Erhabenheit geopfert hat. Vollends in fade, widerliche Schmeichelei artete eine solche Auffassung der Natur bei Damenbildnissen ans, wofür die berühmte Galerie weiblicher Schönheiten ein bezeichnendes Beispiel ist. Sein Schüler Winterhalter und dessen Schüler Albert Gräfle, die ebenfalls im Fahrwasser der Franzosen segelten, setzten diese Art von Naturauffassung mit erhöhtem Eifer und verstärkter Betriebsamkeit fort, und zu Gräfle, der sich 1852 in München niedergelassen und dort eine Malerschule begründet hatte, war, wie wir oben gesehen haben, auch Lenbach in Beziehungen getreten, ohne jedoch mehr von ihm empfangen zu haben, als einen Einblick in die französische Technik. Es ist begreiflich, daß nach einer solchen Erziehung des Münchener Publikums der rücksichtslose Realismus Lenbachs wie eine Freveltat verabscheut wurde. Das „Geschrei über die Frechheit“, die er ans jenem Bildnis an den Tag gelegt hatte, in dem er nach den Worten Pechts „ein fast photographisches Auge bewahrte, die Persönlichkeit schmucklos nüchtern, aber mit dem stärksten Lebensgefühl, der größten Unbefangenheit und zugleich mit einer unerhörten plastischen Energie und stofflichen Wahrheit wiedergab“, war unter den Künstlern womöglich noch ärger, als bei der Ausstellung des Bildes mit dem Titusbogen. Rembrandt war damals sein malerisches Ideal; aber das Publikum konnte sich an diese Helldunkelmalerei nicht gewöhnen, so oft Lenbach auch weitere Versuche machte. Man gab schließlich zwar zu, daß Lenbach ein Genie sei, aber mit der Einschränkung, daß er abscheulich male. Zuletzt hatte er not, „nur jemand zu finden, der sich dazu hergab, mit brauner Sauce übergossen und als Rembrandt dem Publikum serviert ein Gegenstand vierwöchentlichen Abscheus für das ganze Kunstvereinspublikum zu werden: von Honorar war ohnehin kaum die Rede.“ Um diese Zeit lernte ihn Pecht, der sich seiner als Kunstkritiker in der Presse mit Eifer und Wärme angenommen hatte, auch persönlich kennen, und das Bild, das er von ihm entwirft, beweist, daß die eigenartige, durch und durch ans sich selbst erwachsene und ans sich selbst gestellte Persönlichkeit Lenbachs in ihren wesentlichen Charakterzügen schon damals voll und rund herausgearbeitet war. „Mit seinen nichts weniger als zuvorkommenden Manieren machte dieser, unter zwei ungeheuren Brillengläsern seltsam durchdringend hervorblitzende und doch so nachdenkliche Blick des geistvollen, braunen Mephistopheles ans schlanker elastischer Figur, das schlichte, unscheinbare, stolz bescheiden ablehnende und doch kühn selbstbewußte Wesen, die ganze gleichgültige und wegwerfende Art der Dialektik des jungen Mannes einen augenblicklichen Eindruck. Man sah, daß er weder an sich, noch an der Gegenwart irgend ein Genügen fand, es war die vollste Unbefriedigung einer idealen, das Höchste von sich und der Welt verlangenden Natur in ihm; arm wie eine Kirchenmaus, hätte er doch das Geschenk eines Königreichs mit der selben Gleichgültigkeit angenommen wie abgelehnt. Der faszinierende Einfluß dieses entschiedenen Charakters, jener natürlichen Vornehmheit, die mit seltener Selbstbeherrschung immer kühl und gelassen, niemals aufgeregt oder leidenschaftlich erschien und der man dennoch die innere Glut bei der äußeren Kälte anfühlte, empfanden andere sogar mehr als ich. So Paul Heyse, der, hochgebildet und von der vollendetsten Salonfähigkeit, doch alsbald eine lebhafte Sympathie für diesen merkwürdigen Altbayer empfand und ihm ein wahrer aufopfernder Freund geblieben ist.“ …“

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  7. Für Freunde der Malkunst ist heute ein Freudentag. Unser großer deutscher Maler Franz von Lenbach hat heute nämlich Geburtstag. Der bedeutende Maler des Neunzehnten Jahrhunderts erblickte 1836 in Schrobenhausen das Licht der Welt. Der Sohn eines Maurermeisters erlernte 1852/53 die Malerei in Augsburg und fand rasch Anklang mit seiner Kunst, die ihn nach München, Wien und Berlin führte und ihm Rassen nach Italien ermöglichte. Es war unserem Lenbach vergönnt unter anderem unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke, unsere Kaiser Wilhelm den Großen und Friedrich den Vierten, unseren Tondichter Richard Wagner und meine Wenigkeit auf der Leinwand zu verewigen. Geheiratet hat er erst recht spät, dafür aber gleich zwei mal: 1887 führte er die Gräfin Magdalena von Moltke und 1896 Charlotte von Hornstein. Aus der ersten Ehe gingen die Töchter Marion und Erika, aus der zweiten die Tochter Gabriele hervor. Gewürdigt wird unser Lenbach natürlich mit einer kleinen Werkschau. Einen kunsthistorischen Vortrag ersparen wir uns einmal… Jedoch hat der geschätzte Kollege Adolf Rosenberg mit seinem Buch „Lenbach“ eine überaus gelungene Darstellung des Wirkens und Wandels unseres alten Meisters vorgelegt, auf den hier – in Form eines Aufzuges – verwiesen sei: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Für die echte und wahre Künstlernatur im Menschen hatte Paul Heyse, der in seiner eigenen, sauberen Kunst, in ihrer bis aufs äußerste gefeilten und geglätteten formalen Durchbildung das gerade Widerspiel von Lenbach ist, einen seinen Instinkt. Er war auch der erste gewesen, der in München die eigentümliche Bedeutung und Größe Böcklins erkannt und den Künstler, der 1856 auf gut Glück mit seiner Familie aus Rom nach München gekommen war und bald in die bitterste Not geriet, nach Kräften gefördert und empfohlen hatte. Nach längerer Abwesenheit hatte Böcklin 1860 wiederum München besucht, und damals knüpften sich auch zwischen ihm und Lenbach die ersten näheren Beziehungen an, deren Denkmal ein in diesem Jahre von Böcklin gemaltes Brustbild Lenbachs ist, das durchaus der obigen Charakteristik Pechts entspricht. Diese Beziehungen sollten sich bald zu inniger Freundschaft steigern, da beide einen Ruf als Lehrer an die neugegründete Kunstschule in Weimar erhielten, die der Großherzog von Sachsen 1860 unter der Leitung des Landschaftsmalers Grafen Stanislaus von Kalckreuth eröffnen wollte. Der junge, außerhalb Münchens noch völlig unbekannte Lenbach verdankte diese Auszeichnung der Empfehlung seines Lehrers Piloty. Lenbach weilte gerade wieder ans dem Lande, in Aresing bei seinem Freunde Hofner, als Piloty ihm einen Brief sandte mit der Weisung, sofort zu ihm nach München zu kommen. Da für Lenbachs Wissbegier die Beförderung mit dem Stellwagen zu langwierig war, machte er sich unverzüglich nach alter Gewohnheit zu Fuß auf den Weg, den er schon so oft durchmessen hatte. Als die Freunde in Weimar angekommen waren, stellte es sich heraus, daß die neue Kunstschule erst in einigen Wochen eröffnet werden konnte, weil die innere Einrichtung noch nicht vollendet war. Zur Entschädigung fanden sie in Weimar in dem ans Berlin berufenen, mit Lembach gleichalterigen Reinhold Begas einen geistes- und gesinnungsverwandten Genossen. Alle drei waren über die engeren Grenzen ihrer Heimat hinaus noch wenig oder gar nicht bekannt geworden; um so hochfliegender waren ihre Pläne, und um so ungehemmter durch das Gewicht der Anforderungen des realen Lebens konnten sie ihre Luftschlösser bauen. Wie Lenbach erzählt, vertrieben sie sich einstweilen damit die Zeit, daß sie Tag für Tag zusammensaßen und über die Kunst im allgemeinen und ihre Bestrebungen im besonderen „spekulierten und disputierten“, und daneben strichen sie in den schonen Umgebungen von Weimar und Jena umher, um sich an der herrlichen Natur und an anderen guten Gaben Gottes, die sie zumeist in Wirtshäusern fanden, zu erfreuen. Eines Tages entdeckten Böcklin und Lenbach ans ihren Streifereien bei einem Wirt einen vortrefflichen französischen Rotwein, eine in einem thüringischen Dorfwirtshaus gewiß seltene Erscheinung, die auch von den beiden „strebsamen Malern“, wie Lenbach launig berichtet, nach Gebühr gewürdigt wurde. In drei oder vier Tagen hatten sie den ans 70 Flaschen bestehenden Vorrat vollständig ausgetrunken. Den frohen Festen folgten aber später viele sauere Wochen. Mit dem idealen Gedanken, der den edlen Großherzog Karl Alexander zur Gründung einer Kunstschule aus dem durch Goethe und Schiller geweihten Boden bewogen hatte, wollten sich die bürgerlichen oder vielmehr spießbürgerlichen Verhältnisse der kleinen thüringischen Residenz nicht vertragen. Freiheit der Bewegung inmitten aller Stände der Bevölkerung, ein beständiger Wechsel in der Fülle der Eindrücke, ein lebhafter Verkehr von fremden Künstlern, die etwas Neues zu zeigen haben, und von Kunstfreunden, die etwas kaufen wollen – das sind die hauptsächlichsten, aber noch nicht alle Bedingungen, die eine freie Künstlerseele bloß zum Leben braucht. Zum Wachsen und Gedeihen ist noch manches andere nötig, vor allem ein hochherziger Mäzen, der jeder künstlerischen Individualität mit Zartgefühl entgegenkommt und dabei immer einen offenen Geldbeutel hat. So vielen Künstlern konnte der Großherzog nicht Mäzen zu gleicher Zeit sein; hatte er doch außer den Lehrern für seine Kunstschule auch noch den greisen Bonaventura Genelli nach Weimar berufen, ohne jede Verpflichtung zu einem Amt, nur um diesem großen Idealisten einen sorglosen Lebensabend zu bereiten. Die drei Freunde empfanden denn auch bald ein Gefühl großer Unbehaglichkeit, keiner hielt es länger als zwei Jahre aus: und wenn man seit jener Zeit die spätere Geschichte der Weimarer Kunstschule verfolgt, die von beständigem Kommen und Gehen der berufenen Lehrer zu erzählen weiß, so wird man den drei jungen Feuerköpfen von damals das Zeugnis nicht versagen können, daß sie in jener Zeit, wo die Kunstschule in Weimar eben erst ans sehr ursprünglichen Verhältnissen ins Leben getreten war, eine viel größere Geduld und Entsagungskraft bewiesen haben, als manche von den Grauköpfen, die in den siebziger und achtziger Jahren nach Weimar berufen wurden, aber schon nach wenigen Monaten den Mut verloren und schnell schieden…“

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  8. Ein Futurist war unser Meistermaler Franz von Lenbach nun wirklich nicht, aber seine bodenständigen Arbeiten bilden einen guten Gegensatz und bringen daher den Futurismus noch besser zur Geltung. Sprich: Ich schließe mich unserer kleinen Panzergeburtstagsfeier an. Im bayrischen Schrobenhausen kam unser alter Meister 1836 zur Welt. Er malte überwiegend die berühmten und weniger berühmten Gestalten seiner Zeit – darunter Bismarck, Moltke, Wagner oder Kaiser Wilhelm der Große – und einige Landschaften. Sein Leben verlief in ruhigen Bahnen und da ist seine Ehescheidung schon das Aufregendste. Wer trotzdem mehr wissen möchte, dem sei Adolf Rosenbergs Buch „Lenbach“ empfohlen: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Lenbach war der erste von den drei Freunden, der sich ans der Einsamkeit losmachte, in der die Kunst in Weimar lebte. Schon nach anderthalb Jahren ging er wieder nach München zurück. Der Künstler in ihm hatte in Weimar nichts gewonnen: aber er nahm doch etwas für sein ganzes Leben mit hinaus, die innige Freundschaft mit Böcklin und Begas. Dafür liegen freilich, was Lenbach betrifft, nur äußere Zeugnisse in den Bildnissen vor, die er von Böcklin und Begas zur Zeit jener Jugendfreundschaft und in späteren Jahren gemalt hat, als die Zufälle des Lebens die gereisten Männer wieder zusammenführten. In ihrer Kunst haben sich die drei Freunde nicht merklich beeinflußt. Böcklin, der ältere, hat von keinem von beiden etwas angenommen. In der Auffassung des Bildnisses waren Böcklin und Lenbach sogar von vornherein verschiedener Meinung, die sich später zu schroffen Gegensätzen zuspitzte. Eigentlich hat nur Begas von beiden etwas empfangen: von Böcklin die Neigung zu den Naturgöttern der Griechen, dem bocksfüßigen Volk und seiner Sippschaft von Nymphen und Bacchantinnen, von Lenbach die koloristische Technik, denn Begas pflegt neben der Bildhauerkunst die Malerei, besonders die Bildnismalerei, und in dieser folgt er seit jenen Tagen in Weimar noch jetzt der goldig-braunen Art, die Lenbach zwar von Rembrandt erlernt, aber für unsere Zeit wieder von Grund ans erneuert hat. Zur Erinnerung an jenen in Weimar geschlossenen Freundschaftsbund schalten wir, dem weiteren Entwicklungsgang Lenbachs weit voraus greifend, schon an dieser Stelle zwei Bildnisse von Böcklin und Begas ein. Beide zeigen die Dargestellten wie den Darsteller ans der Höhe ihrer Kunst. Als Lenbach seinen Freund Böcklin 1874 in München malte, erfaßte er ihn gerade in einem glücklichen Moment. Der ruhelose Mann hatte vor einigen Jahren abermals seinen Wohnsitz in München genommen, und er durfte mit Stolz ans die in zwischen errungenen Erfolge blicken, namentlich ans die herrlichen Bilder, die er seit 1862, wo er wieder nach Rom zurückgekehrt war, im Atelier Lenbachs und später in Florenz für die Galerie des Grafen von Schack gemalt hatte. Außer ihm hatte er noch andere Freunde in München gesunden, die seine Kunst vollauf zu würdigen wußten, und stolzes Selbstbewußtsein spricht darum auch ans den männlich ernsten Zügen, ans den hell auf leuchtenden, scharf in die Ferne spähenden Augen, die Lenbach ans seiner nur flüchtigen Porträtskizze in wahrhaft faszinierender Kraft lebendig gemacht hat. Wahrend Böcklin auch in jener Zeit noch oft hin und her schwankte, noch herumexperimentierte und mit allerlei Problemen rang, hatte Lenbach damals bereits jenen Scharfblick in der Erforschung der menschlichen Seele und jene unvergleichliche Meisterschaft in der Wiedergabe des menschlichen Auges in Momenten, wo die Seele sich zur höchsten Kraftäußerung, zur höchsten Begeisterung aufschwingt, errungen, die seine Ausnahmestellung in der Kunstgeschichte des XIX. Jahrhunderts begründet haben. Um die Bedeutung dieses Bildnisses des schweizerischen Meisters in vollem Umfange zu ermessen, braucht man es nur mit einem fast gleichzeitig entstandenen Selbstporträt Böcklins, dem 1872 gemalten Brustbild mit dem geigenden Tod, zu vergleichen. Danach erscheint der Bildnismaler Böcklin neben Lenbach wie ein nüchterner Chronist neben dem von Gott beseelten Sänger eines Heldengedichts, Obwohl Böcklin kein Bildnismaler von innerem Beruf war, glaubte er dennoch für die Porträtmalerei Talent zu besitzen, und er hatte sich über sie bereits feste Theorien gebildet, als Lenbach in Weimar Gelegenheit fand, mit ihm darüber zu disputieren. Da stellte sich denn bald heraus, daß beide grundverschiedener Meinung waren und daß ihre künstlerischen Grundsätze schon damals weit auseinander lagen. Lenbach hat in jüngster Zeit selbst etwas von diesen! Zwiespalt berichtet. Danach verfocht Böcklin die Ansicht, „daß man zum Beispiel bei dem Bildnis eines jungen Mädchens von vornherein sehen müsse, daß es sich um ein solches handle.“ Schon seine Kleidung müsse darum in der Farbe des Frühlings dargestellt werden. Lenbach wollte dagegen von einer solchen Symbolik nichts wissen und vertrat dafür das Recht der Individualität, wofür er als Beispiel eine Blume wählte. „Ans einem grauen Grund gemalt, wird sie sich davon individuell abheben, und so wird auch jede Art von Bildnis als eine individuelle Erscheinung zur Geltung kommen, wenn es sich von einem grauen Hintergrunde abhebt. Sehe ich dieselbe Blume gegen das Vicht, so wird sie sofort konventionell, sie wird eine Blume im allgemeinen. Beim Bildnis handelt es sich ja darum, daß es gerade dieses bestimmte Mädchen ist und kein anderes. In diesem Kampfe zwischen der symbolischen und der individuellen Anschauung hat Böcklin sein Leben zu gebracht, und ich meinerseits habe Jahre dazu gebraucht, mich ans dieser Anschauung in meine eigene hinüberzuretten.“ Der Nothelfer bei diesem Rettungswerk war ihm Rubens, der seiner Ansicht nach doch noch etwas mehr Phantasie besaß als Böcklin, und der, wenn er Bildnisse malte, denselben Grundsätzen huldigte, die Lenbach gegen Böcklin vertrat, „daß man nämlich die allereinfachsten Mittel und eine taktvolle Lokalität als von der Darstellung des Individuellen unzertrennlich verbunden ansehen müsse.“ …“
    Die futuristische Alpensymphonie von unserem Richard Strauss lasse ich zum Wiegenfest unseres Franz von Lenbach erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=DJYMdiB6fME

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  9. Den Geburtstag von unserem Franz von Lenbach, seines Zeichens großer deutscher Maler feiern wir heute. Das tun wir natürlich mit einer Werkschau, alles andere wäre ja auch ein wenig Banane. Im Jahr 1836 wurde unser Künstler in Schrobenhausen geboren und sein Leben verlief in derart ruhigen und geordneten Bahnen, daß wir es hier mit Nietzsche halten und den Künstler zum Wohle seiner Kunst in den Hintergrund treten lassen können. Neben großen Deutschen wie Bismarck, Wagner oder Moltke malte unser Lenbach auch manchen Engländer wie Gladstone oder Acton. Damit ihr bei unserer kleinen Werkschau auch etwas lernt, lesen wir Panzertiere aus Adolf Rosenbergs Buch „Lenbach“ ein wenig vor: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Der „wundertätige Magier“ Rubens, wie Lenbach diesen, von ihm besonders hoch verehrten Meister einmal genannt hat, sollte sich bald nach seiner Rückkehr von Weimar nach München auch als Helfer in materieller Not erweisen. Der Graf von Schack trug sich schon seit einiger Zeit, nachdem die Räume seiner Galerie den nötigen Umfang angenommen hatten, mit dem Gedanken, sich neben Gemälden neuerer Künstler auch eine Sammlung von Kopien nach solchen Bildern älterer Meister anzulegen, die ihm aus seinen Reisen so lieb geworden waren, daß er auch zu Hause in beständigem Verkehr mit ihnen zu bleiben wünschte. Während er nach einem Künstler Umschau hielt, der diesen seinen Lieblingsgedanken verwirklichen könnte, traf er eines Tages in der Pinakothek einen jungen Maler, der eben eine Kopie nach dem Bildnis von Rubens‘ zweiter Frau, Helene Fonrment, die ihr nacktes Hühnchen ans dem Schoße hält, vollendet hatte. „Man konnte hier“, so erzählt Gras Schack, „kaum noch von einer Kopie reden. Das Original war in allen seinen Feinheiten so wundervoll reproduziert, daß man es ein Faksimile nennen durfte. Beim ersten Anblick gewann ich die Überzeugung, derjenige, welchem diese Arbeit so unübertrefflich gelungen, sei für den von mir in Aussicht genommenen Zweck geeignet, wie schwerlich ein anderer.“ Es war Franz Lenbach, der mit Freuden ans den Vorschlag des Grafen einging, in dessen Auftrag zur Anfertigung einiger Kopien nach Italien und zwar zunächst nach Rom zu reisen. Bei der Besprechung der Einzelheiten stellte sich bald eine Übereinstimmung zwischen dem Maler und seinem Auftraggeber heraus. Während seines ersten kurzen Aufenthaltes in Florenz und Rom hatte auch Lenbach zumeist denselben Werken seine höchste Bewunderung zugewendet, die der Graf besonders liebte. Zunächst sollte eine Kopie von Tizians „himmlischer und irdischer Liebe“ (damals noch im Palazzo Borghese) in Angriff genommen werden, und Lenbach begab sich 1863 nach Rom, wo er sich zusammen mit Böcklin und dem geistvollen Genre- und Architekturmaler Ludwig von Hagen ein Atelier mietete. Auch Böcklin war damals für den Grafen von Schack beschäftigt, und mit L. von Hagen trat dieser mehrere Jahre später ebenfalls in Verbindung. Als Graf Schack zu Ansang des Jahres 1864 nach Rom kam, fand er die Kopie nach dem Bilde Tizians vollendet vor, „und zwar in so überraschender Trefflichkeit, daß ich oft, während ich sie vor dem Originale stehen sah und mit dem letzteren verglich, meinte, man könnte sie mit diesem vertauschen, ohne daß es jemand merken würde.“ Man konnte annehmen, daß der berechtigte Stolz ans den köstlichen Besitz das Auge des Grafen etwas geblendet hätte; aber alle späteren Beurteiler haben sich seiner Meinung angeschlossen, und auch wir, die wir diese und andere Kopien der Schackschen Galerie mit kühlen Augen betrachten, müssen, freilich nur nach der Erinnerung, da ein unmittelbarer Vergleich des Originals mit der Kopie nicht mehr möglich ist, bekennen, daß hier, wenn man von der etwas geringeren Sicherheit und Schärfe der Zeichnung absieht, das Höchste geleistet worden, was einem modernen Kopisten überhaupt erreichbar ist, Allerdings dürste es außer Lenbach nur sehr wenige Künstler geben, die so tief in die Technik der alten Meister, insbesondere Tizians, eingedrungen sind wie er, zumal in unserer Zeit, wo das Studium der Alten in den Augen der Mehrzahl der heranwachsenden Künstlerjugend ein nahezu überwundener Standpunkt geworden ist. Trotz des Scharfblickes, mit dem Lenbach begabt ist, ist es bisweilen auch ihm nicht gelungen, gewisse Geheimnisse der Tizianischen Technik zu enthüllen, Er bekannte dann, als ihn jemand im Gespräch danach nagte, ganz offen, daß er dies oder jenes nicht verstände. „In der Madrider Galerie“, so erzählte er einmal dem Kunstschriftsteller W. Wyl, „gibt es von ihm (Tizian) eine ganze Anzahl von Hauptwerken, darunter Bilder von unendlich liebevoller Durchführung, Doch kommt man kaum dazu, sie kühl ans ihre Technik hinzu prüfen, da man von ihrer berückenden Schönheit hingerissen wird. Man vergißt ganz und gar, daß man Malereien vor sich hat, so wird man durch das Unfaßliche, das Märchenhafte, das Mystische seiner Werke hingerissen.“ Lenbachs Vorliebe für Tizian ging in späteren Jahren sogar so weit, daß er bisweilen, unbeschadet seiner unbegrenzten Verehrung des unerreichbaren Meisters, unmittelbar mit ihm zu rivalisieren suchte, wie man gestehen muß, einige Male mit dem glänzendsten Erfolge, wie zum Beispiel auf seinem 1895 gemalten Selbstporträt, das unser Titelbild wiedergibt, und auf dem Bildnis des Grafen von Moy, bei denen das ganze Arrangement und die Tracht den Eindruck altitalienischer Bilder noch verstärken, und ans einigen weiblichen Idealfiguren, wie zum Beispiel der nackten Halbfigur einer Schlangenkönigin, um deren Arme sich eine Riesenschlange windet, und in einer Tochter der Herodias, die direkt ans ein bekanntes Titanisches Vorbild zurückgeht, aber im Schnitt und im Ausdruck des verführerischen, marmorkalten Angesichts doch durch und durch modern ist. Hier hat Lenbach besonders im Fleischton eine Feinheit, einen malerischen Schmelz erreicht, daß auch dieses Bild sich dicht neben einem Tizian behaupten würde…“

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  10. Ein gern gesehener Gast bei unseren Panzergeburtstagsfeiern hat heute selbst Geburtstag. Nämlich unser Maler Franz von Lenbach, der sonst Bilder von Moltke dem Älteren, Otto von Bismarck, Richard Wagner, Kaiser Wilhelm I. und noch vielen mehr beizusteuern pflegt. Im Jahre 1836 kam er in Schrobenhausen in Bayern zur Welt. Seine Wirkungsstätten wurden München, Berlin und Wien. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten konnte unser Franz von Lenbach ganz gut von seiner Kunst leben und sich sogar eine recht feudale Behausung leisten. Seine Ehen schloß er recht spät (1887 mit Magdalena von Moltke und 1896 mit Charlotte von Hornstein), hatte aber noch drei Töchter (Marion, Erika und Gabriele genannt). Greifvögel und Naturbilder hat er leider kaum gemalt, aber man kann ja nicht immer alles haben… Zu Lesen gibt es auch etwas und zwar das Buch „Lenbach“, in welchem uns unser Kunstgelehrter Adolf Rosenberg das Leben und Schaffen unseres alten Meisters schildert: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Nach der trefflichen Lösung seiner ersten Aufgabe für den Grafen von Schack trug ihm dieser noch eine Reihe anderer Kopien ans, zunächst eine Tochter der Herodias mit dem Haupte Johannes des Täufers nach Pordenone (im Palazzo Doria) und eine Mutter mit ihrem Kinde von Murillo (im Palazzo Corsini), und dann begab sich Lenbach zur Ausführung weiterer Arbeiten nach Florenz, wo er außer der Venus Tizians in der Tribuna der Uffizien und dem Konzert Giorgiones im Palazzo Pitti eine Reihe von Bildnissen kopierte, in denen Gras Schack die höchsten Leistungen verkörpert sah, zu denen sich die Maler der italienischen Renaissance erhoben haben, So kopierte Lenbach das Bildnis des Pietro Aretino und das eines jungen blonden Mannes, der Tradition nach eines Engländers, von Tizian im Pittipalast, dann das eines kleinen Mädchens aus der Familie Strozzi von Tizian, das sich damals noch im Palazzo Strozzi befand, später aber in das Berliner Museum gelangt ist, das Selbstporträt des Andrea del Sarto, dann aber auch die beiden Selbstbildnisse von Rubens in den Uffizien und im Pittipalast und das seiner ersten Gattin, Isabella Brant. Auch in der hohen Schätzung von Rubens als Bildnismaler waren Graf Schack und Lenbach durchaus eines Sinnes. Beide sind, unabhängig voneinander, zu derselben Überzeugung gekommen, daß Rubens einer der besten Bildnismaler aller Zeiten war. Aber nicht bloß sein technisches Geschick hat Lenbach während dieser Jahre in Rom und Florenz ausgebildet, auch sein künstlerisches Gefühl, das, was er selbst „Takt“ nennt und worin er das Höchste aller Kunstübung sieht, ist in Rom bei der Betrachtung der dort in Palästen aufgehäuften Kunstschätze jeglicher Art erweckt worden. Obwohl ihm diese Welt fast noch völlig fremd war, ließ er sich durch den Reichtum nicht blenden. Nachdem er die erste Überraschung und Verblüffung überwunden hatte, sah er bald ein, daß sich ein wirklich gutes Werk der Malerei, sei es ein klassisches oder ein von klassischen Vorbildern beeinflußtes Bild, neben allen Kostbarkeiten von Marmor, Bronze, edlen Steinen, Kleinodien, Gobelins, Samt und Seidenstoffen, prunkvollen Möbeln und dergleichen mehr sehr wohl behaupten, alles übrige sogar überragen könnte, wenn das Bild nur richtig aufgestellt würde. Dieser Gedanke hat ihn seitdem unablässig beschäftigt. Aber erst 20 Jahre nach jenen römischen Eindrücken ist er dazu gekommen, das Ideal, das ihm bei der Ausstellung von Kunstwerken damals schon vorschwebte, zu verwirklichen, zunächst in seinem eigenen Hanse in München und dann ans mehreren Ausstellungen im Münchener Glaspalast, wo ihm besondere Räume zur praktischen Durchführung seiner Absichten überlassen wurden. Nach Vollendung der Kopien für den Grafen von Schack kehrte Lenbach 1866 nach München zurück. Er brachte auch zwei Bildnisse mit, das seines römischen Werkstattgenossen L. von Hagn und sein eigenes, das er für den Grafen von Schack bestimmt hatte. Das Bildnis des Malers von Hagn stellte er in München aus, um zu zeigen, was er inzwischen von den alten Meistern gelernt. Nach dem Bericht Pechts hatte er auch hier wieder, nur mit größerem Erfolg, jenes System angewendet, das den Künstlern durch das Unmalerische des modernen Kostüms nahe gelegt wird, nämlich „alle Nebendinge im dämmernden Halbdunkel verschwinden zu lasten, die volle Lichtfülle nur ans den Kopf zu sparen und durch solche Konzentration jene Harmonie und geschlossene Wirkung zu erreichen, welche das erste Erfordernis dessen ist. was man ein „Bild“ nennt.“ Nach denselben koloristischen Grundsätzen hat Lenbach auch sein Selbstbildnis gemalt: auf das Antlitz ergießt sich ein breiter Strom vollen Lichtes: aber diese Fülle von Licht wird noch durch den kristallklaren Glanz der Augensterne überstrahlt. Dieses Selbstbildnis, ferner Bildnisse Paul Heyses, seiner Braut, des Fräuleins Schubert, des Malers von Hagn, des Kupferstechers Geyer und seiner Schwester sandte Lenbach auf die Pariser Weltausstellung von 1867, und Pecht rühmte von ihnen damals, dass sie „zu jenen nicht zahlreichen Werken gehören, von denen man sich vorstellen kann, daß sie noch im folgenden Jahrhundert interessieren, weil der Prozeß der Durchbildung des Stoffes zum Kunstwerk, der bei den Modernen meist in der Photographie stecken bleibt, vollständig und reizend vollendet ist.“ …“

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  11. Anno 1836 wurde in Schrobenhausen im Herzogtum Bayern unser großer deutscher Maler Franz von Lenbach geboren. An den man sich wenden sollte, falls einem die Wände der heimischen Ritterburg gar zu kahl erscheinen sollten. Besonders Freunde der Porträtmalerei werden auf ihre Kosten kommen, diese macht nämlich den Löwenanteil des Werkes unseres Meisters aus. Darunter finden sich zahlreiche Bilder von unserem Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, einige von unserem Feldmarschall Helmuth von Moltke, Kaiser Wilhelm I. und Richard Wagner. In München, Berlin und Wien war unser Lenbach am Werk und konnte sich im Alter ein schönes Stadthaus leisten. Anno 1887 heiratete er die Gräfin Magdalena von Moltke, mit der er zwei Töchter hatte. Eine zweite Ehe schloß er Anno 1896 mit Charlotte von Hornstein, die ihm eine weitere Tochter schenkte. Zu Ehren unseres Lenbachs veranstalten wir Panzertiere heute eine kleine Werkschau. Einen Chronisten fand unser Lenbach in unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Lange hielt sich Lenbach in München nicht auf. Nachdem er noch das Bildnis der Gattin van Dycks (in der Münchener Pinakothek) im Auftrage des Grafen kopiert hatte, schickte ihn dieser im Spätsommer 1867 nach Madrid, wo er wieder einige Werke von Tizian, zunächst das berühmte Reiterbildnis Karls V., nachbilden sollte. Nach der Vollendung dieser Kopie, die die nach der „himmlischen und irdischen Liebe“ vielleicht noch übertrifft, weil hierbei der Bildnismaler mit seinem persönlichen Ehrgeiz beteiligt war, führte Lenbach noch mehrere andere nach Tizian, Tintoretto und Velazquez aus, fand daneben aber auch Gelegenheit, einige Bildnisse, wie zum Beispiel das des spanischen Marschalls Narvaez, zu malen. Im April 1868 begab sich Graf Schack selbst nach Spanien und unternahm nach mehrwöchigem Aufenthalt in Madrid mit Lenbach und dem jungen Maler Ernst von Liphart, den er ebenfalls mit der Ausführung einiger Kopien beauftragt hatte, einen Ausflug nach Andalusien, Während der Gras mit dieser Reise in erster Reihe wissenschaftliche Zwecke verband, tat er zugleich ein gutes Werk, indem er den beiden Malern den ersten Blick in ein märchenhaftes Land eröffnete, das bei den damaligen Verkehrsverhältnissen nur wenigen reich begüterten Menschen zugänglich war. In dem Buche über die Entstehung seiner Gemäldesammlung widmet Graf Schack der Schilderung dieser Reise einen langen Abschnitt. Es scheint, daß ihn, den älteren, gereisten Mann, der Umgang mit den beiden jungen Malern in dieser herrlichen Natur erquickt und erhoben hat. Über Cordoba gingen sie nach Sevilla, dann nach Gibraltar, und von da unternahmen sie einen Ausflug an die afrikanische Küste, nach Tanger, „das den beiden Malern durch die fremdartigen Trachten und Physiognomien der Bewohner überaus interessant war… Lenbach versichert noch jetzt (1880), daß ihm Tanger durch seine ganze fremdartige Erscheinung und die wilde Originalität seiner Bewohner einen größeren Eindruck gemacht habe, als das freilich in anderer Hinsicht unendlich merkwürdigere Kairo, das er seitdem gesehen hat… Unser nächstes Ziel und das Hauptziel der ganzen Reise war das wundervolle Granada, das ich nun zum fünften mal besuchte… Ich glaubte es nie so herrlich erblickt zu haben, und in vollem Maße bestätigte sich die nur schon früher gewonnene Überzeugung, es sei der schönste von allen Punkten der Erde, die ich ans meinen vielen Reisen gesehen… Meine beiden Maler waren so berauscht von der Herrlichkeit Granadas, daß sie in den ersten Tagen ganz ihre Kunst vergaßen und nur in dem Genusse schwelgten, welchen die zauberische Natur bot. Dann aber fühlten sie das Bedürfnis, einigen der empfangenen Eindrücke Dauer zu verleihen und die dazu besonders geeigneten Ansichten in Umrissen und Farbe festzuhalten.“ Obwohl Lenbach trotz seiner zahlreichen Studien in Aresing und Umgebung kein Landschaftsmaler von Beruf war, gelang es ihm dennoch, drei Landschaftsbilder dieser an wechselnden Farbenzaubern unendlich reichen Natur abzugewinnen, die wohl imstande sind, einen der Wirklichkeit entsprechenden Eindruck hervorzurufen: einen Blick auf die Vega von Granada von der Tone de las Infantas ans, den Tocador de la Reina auf der Alhambra und eine Gesamtansicht der Alhambra von San Nicolas aus. Der Besitz dieses letzteren Bildes hat den Grasen, wie er selbst bekennt, „wahrhaft glücklich“ gemacht, einerseits ans persönlichem Interesse, weil es ihn so lebhaft wie kein anderes in die alte Maurenstadt zurückversetzte, andererseits wegen seines rein künstlerischen Wertes, „weil hier ein bedeutender Künstler, ebenso wie er in seinen Porträts das innere Wesen des Menschen darzustellen weiß, die Seele der Landschaft wiedergegeben hat, welche sich ihm im begeisterten Moment enthüllt.“ Außer diesen drei Landschaften hat die Schacksche Galerie noch eine andere Erinnerung an diese spanische Reise in dem Bildnis eines von düsterem Fanatismus glühenden Franziskanermönchs aufzuweisen. „So mag“, sagt Graf Schack von dieser Bildnisstudie, „Torquemada ausgesehen haben, der ans Herzensbedürfnis und ans inniger Überzeugung, ein gottgefälliges Werk zu vollbringen, im Zeitraume weniger Jahre zehn laufend Ketzer verbrannte.“ Während Lenbachs Begeisterung für Tizian durch seine in Madrid gemachten Studien noch wuchs, scheint er zu Velazquez damals noch in kein so intimes Verhältnis getreten zu sein. Wenigstens lassen sich in seinen Schöpfungen der nächsten Jahre keine sicheren Spuren davon erkennen, und auch später sah er sich zu dem bei aller Vornehmheit doch innerlich und äußerlich kühlen und zurückhaltenden Spanier bei weitem nicht so innig hingezogen, wie zu Tizian. Auch hat er mit Velazquez niemals so unmittelbar gewetteifert wie mit dem großen Venezianer. Höchstens könnte man dergleichen in der seinen Bildnisstudie eines Herrn Hartung vermuten, ans der die Persönlichkeit des Malers völlig hinter der originellen Erscheinung des Dargestellten zurücktritt…“

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  12. Ganz gleich ob wir uns nun die Gemälde von unserem Feldmarschall Helmuth von Moltke, unseres Eisernen Kanzlers Otto von Bismarck, unsere Kaiser Wilhelm der Große und Friedrich den Vierten oder unserem Tondichter Richard Wagner ansehen, immer wieder fällt uns der Name von unserem Maler Franz von Lenbach auf. Grund genug also, dessen heutigen Geburtstag mit einer kleinen Werk schau zu würdigen. 1836 wurde unser Lenbach in Schrobenhausen geboren. Die Malerei erlernte er 1852-53 in Augsburg und wirkte seitdem in München, Berlin und Wien. In München fand er dauerhaft eine Bleibe und errichtete sich dort ein fürstliches Stadthaus. Denn schon zu Lebzeiten stellten sich Ruhm und Reichtum bei unserem Maler ein. In der Liebe hatte er auch Glück und schloß zwei Ehen und hatte drei Töchter. Leben und Schaffen unseres alten Meisters können wir bei unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg nachlesen und tun dies auch. „Lenbach“ nannte er sein Werk: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Manches an dieser Kritik ist berechtigt, obwohl man bei Lenbach niemals weiß, wo bei ihm die Grenze zwischen Nichtkönnen und Nichtwollen zu suchen ist, was bei ihm Absicht und Berechnung oder wo wirklich ein Mangel an künstlerischem Vermögen festzustellen ist. Über die Art seines Schaffens hat er selbst ein Bekenntnis abgelegt, das uns zur höchsten Vorsicht in der Kritik seiner Bildnisse mahnt und uns stets die Frage vorlegt: Ist hier der echte Eindruck eines aufs höchste gesteigerten Lebens erreicht oder nicht? Als er einst zur Zeit, wo er in Aresing bei seinem Freunde Hofner eifrige Naturstudien machte, das Bildnis seines Bruders malte, fuhr es ihm, wie er später dem Kunstschriftsteller Wyl erzählt hat, durch den Kopf, „daß in der alten Kunst allemal dasjenige Werk, welches einen ganz unmittelbaren Eindruck macht, mit der größten Rücksichtslosigkeit aus der Fülle der Erscheinungen herausgeschnitten ist, ohne daß etwas dazu getan oder genommen wäre. Diese Ausschließlichkeit, diese Konzentration auf die vorliegende Aufgabe, als ob es nichts ans der Welt für den Künstler gäbe als gerade diese einzige Aufgabe; dieses Gefühl, daß das lebendige Wesen, das man vor sich hat, nie wieder kommt, daß es ein Unikum ist in der Welt der Erscheinungen, macht dem Künstler den Gegenstand seines Schaffens zum Ereignis. Er fühlt sich durchdrungen von der Pflicht, der zerstreuten, unruhigen Natur gegenüber etwas zu schaffen, was für alle Zeiten dauern und ans den Beschauer einen einschneidenden Eindruck machen soll… Alle diese Ideen kamen mir, während ich an dem Bildnisse meines Bruders malte. Ich fühlte, daß ich nichts ans der Welt zu tun hätte, als etwas Bestimmtes aus der Natur herauszugreifen, was auf meinem Bilde den Eindruck einer machtvollen Lebensfülle machen müsse, und daß das nur zu erreichen sei in einer glücklichen Form, aus der alles ausgeschieden wäre, was die Einheit stören könnte, das Licht rhythmisch verteilt, alles gleichsam zu einem dramatischen Moment gesteigert wäre, zugleich aber wieder zu harmonischer Ruhe durchgebildet.“ Diesen künstlerischen Grundsätzen, einem Stück praktischer Ästhetik, das der Beobachtungsschärfe Lenbachs ein glänzendes Zeugnis ausstellt, hat er oft Arme, Hände und ganze Körper, blitzende Uniformen und kostbaren Damenputz geopfert; aber er hat auch ebenso oft bewiesen, daß er plastisch und fest wie Holbein und Velazquez modellieren und auch eine ganze Figur in ruhiger, sicherer Zeichnung durchführen kann. Was allein die plastische Scharfe der Modellierung anbelangt, so zitieren wir nur als klassisches Beispiel ans der letzten Zeit ein 1897 gemaltes Brustbild des Reichskanzlers Fürsten von Hohenlohe (in der Berliner Nationalgalerie), auf dem der Oberkörper oder vielmehr nur der ihn bedeckende Pelz ganz flüchtig in dünnen Lasurfarben hingestrichen ist, nur damit der Kopf mit der hochgewölbten Stirn und den hell leuchtenden, scharf ans blickenden, großen Augen, ans den alles Vicht konzentriert ist, in „machtvoller Lebensfülle“ hervortrete. Ein Hofmaler ist Lenbach trotz der Prophezeiung Pechts doch geworden, freilich nicht in dem Sinne, der mit dem Namen eines Hofmalers den Begriff des galanten und höfischen Schmeichlers verbindet, der sich in liebedienerischer Geschmeidigkeit allen Launen seiner hohen Auftraggeber fügt. Aber nach seinen glänzenden Erfolgen haben ihn die Mächtigen und Großen dieser Erde doch gesucht, und in späteren Jahren, nachdem ihm durch die unwandelbare Gunst des Fürsten Bismarck alle Wege geebnet waren, hat er auch noch einmal den Weg zu Kaiser Wilhelm I, gefunden, dem er diesmal bis in die Tiefe seiner Seele geschaut hat. Ein Repräsentationsbild ist das Porträt, das er im Spätsommer 1887 gemalt hat, wiederum nicht geworden. Es war, wenn wir recht berichtet sind, an einem schwülen Augustnachmittag, als Lenbach die Naturstudie zu jenem Bildnis im Neuen Palais bei Potsdam malte. Auch über den Greis, der keine Zeit hatte, müde zu sein, war ein Moment gekommen, wo er die neun Jahrzehnte, die hinter ihm lagen, als eine schwere Bürde empfand und wo zudem seine Seele durch die Sorge um das Leben des einzigen Sohnes bedrückt wurde. In diesem Augenblicke tat Lenbach einen Blick in das Herz des edlen, gütigen Menschen, und was er geschaut hat, hat er in die von Gram und Kummer durchfurchten Züge, in die schmerzvoll blickenden Augen gelegt. So hat uns der Künstler mit genialer Hand enthüllt, was der greise Held sonst nur in demütiger Ergebung seinem Gott anvertraute, und uns ein Abbild des Kaisers aus seinem letzten Lebensjahre geschaffen, das gleichsam die ganze Geschichte dieses reichen, viel begnadeten, aber auch von schweren Stürmen erschütterten Lebens zusammenfaßt. Nach dieser kostbaren, geschichtlichen Urkunde, mit der sich kein anderes Bildnis des großen Kaisers an künstlerischem und psychologischem Wert vergleichen läßt, hat Lenbach m späteren Jahren mehrere Porträts Wilhelms I, gemalt, von denen sich zwei in öffentlichen Sammlungen befinden: das eine im städtischen Museum zu Leipzig, das andere im Städelschen Kunstinstitut zu Frankfurt am Main. Von regierenden deutschen Fürsten, deren Namen mit dem Zeitalter Kaiser Wilhelms I. eng verbunden sind, hat Lenbach außer dem Oberfeldherrn der deutschen Heere in den siebziger Jahren noch König Ludwig I, und König Ludwig II. von Bayern, letzteren für den Saal des Münchener Rathauses, den Prinzregenten Luitpold von Bayern, den Großherzog Friedrich von Baden, den Herzog Georg von Sachsen-Meiningen, Kaiser Wilhelm II., zu Ansang der neunziger Jahre auch den König Albert von Sachsen für das städtische Museum in Leipzig porträtiert. Im Beginn der achtziger Jahre entstand das Bildnis des Prinzen Ludwig von Bayern und seiner Familie, ans dem Lenbach wohl zum erstenmal gezeigt hat, daß ihm auch die Psychologie der Kinder von Interesse ist. In der Haltung und Bewegung dieser Kinder ist freilich noch nicht viel Leben vorhanden. Man darf sogar sagen, daß Lenbach seitdem nichts gemalt hat, was steifer, lebloser und gezwungener komponiert worden ist, als dieses Familienbild. Ganz und gar in die Tiefen einer Kinderseele ist Lenbach auch erst viel später gedrungen, als er ein eigenes Kind an sein Herz drücken und an diesem seinem liebsten Modell Studien machen konnte, deren Naturwahrheit noch durch Liebe und Zärtlichkeit gesteigert wurde…“

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  13. Kluge Fürsten lassen von großen Künstlern bedeutende Kunstwerke (von sich) schaffen. Das mehrt ihren Ruhm und beruhigt ihre Untertanen, da diese dann wissen wofür ihre Steuergelder verschwendet werden und sie sich keine Sorgen um Schwarze Projekte oder Wegbrechen-Zivilisationen machen müssen… Daher verwundet es nicht, daß unser Maler Franz von Lenbach (der heute übrigens Geburtstag hat) unter den Hohenzollern viel zu tun hatte. Namentlich unsere Kaiser Wilhelm I. und Friedrich IV. (III.), unser Eiserner Reichskanzler Otto von Bismarck und unser Feldmarschall Helmuth von Moltke ließen einige Gemälde von sich von unserem Lenbach anfertigen. Und auch sonst brachte dieser überwiegend seine Zeitgenossen aus den höheren Ständen auf den Leinwand, dazu malte er sich selbst und seine Familie und so manche Landschaft sowie Szenen aus dem Volksleben. Zur Welt kam unser Lenbach 1836 in Schrobenhausen und nachdem er die Malerei in Augsburg erlernt hatte, begab er sich nach Italien, um dort die Werke seines Vorbildes Tizian zu bestaunen. Nach seiner Rückkehr baute er seinen Ruf als Künstler aus und brachte es zu beachtlichem Wohlstand. Er konnte sich zumindest eine stattliche Villa in München leisten. Geheiratet hat er allerdings erst spät und zwar 1887 die Gräfin Magdalena von Moltke und 1896 Charlotte von Hornstein. Drei Töchter gingen aus diesen Ehen hervor. Dank unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg („Lenbach“) können wir uns über das Leben und Schaffen unseres alten Meisters ein wenig schlau machen: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Noch im Jahre der Wiener Weltausstellung, 1873, fand Lenbach die erste Gelegenheit, einen der beiden deutschen Helden von 1870/71 zu porträtieren, deren Bildnisse vornehmlich seinen Weltruf begründet haben. Graf Moltke gewährte ihm die erste Porträtsitzung, und wenn auch das erste danach ausgeführte Bild die geistige Bedeutung des großen Feldherrn und geistreichen Menschen noch nicht völlig erschöpfte, so wurde doch damit zwischen Moltke und Lenbach ein Verkehr angebahnt, der mit den Jahren an Vertrautheit und Innigkeit zunahm. Von Jahr zu Jahr ist er dann tiefer in das geistige Wesen Moltkes und auch in das Studium des Gehäuses von Knochen, Muskeln und Haut, das den Sitz dieses seltenen Geistes umschloß, eingedrungen. Moltke kam seinem Maler in den letzten Jahren seines Lebens sogar so weit entgegen, daß er ihm eine Gunst erwies, die keinem anderen Porträtmaler bei seinen Lebzeiten zu teil geworden ist: er befreite seinen Kopf von der Perücke, die er schon in jungen Jahren anzulegen gezwungen worden war, und so enthüllte sich dem Künstler der ganze Bau des hoch gewölbten Schädels, dessen Träger ans dem furchtbarsten Handwerk dieser Welt eine Kunst gemacht, der den Krieg zum Kunstwerk erhoben hatte. Aus solchen intimen Studien konnten so klassische Abbilder dieser hoch gearteten Denkernatur hervorgehen, wie sie die Nationalgalerie in Berlin, das Museum in Frankfurt am Main und andere öffentliche Sammlungen besitzen. Während des Winters 1873 ans 1874 hielt sich Lenbach einige Zeit in Berlin auf. Er und seine Kunst waren in der deutschen Reichshauptstadt keine Fremdlinge mehr. Zu Ende des Jahres 187’2 hatte er im Verein Berliner Künstler eine Anzahl von Bildnissen ausgestellt, unter ihnen Franz Lachner, Richard Wagner, Liszt und andere Personen ans den Wagner nahe stehenden Kreisen. Die Bilder hatten wegen ihrer ganz ungewöhnlichen Auffassung, wegen ihrer souveränen Vernachlässigung untergeordneter Körperteile zugunsten der Köpfe und namentlich wegen ihrer ans den Ton alter Gemälde gestimmten, koloristischen Erscheinung bei den Künstlern wie im großen Publikum, gerade wie in München, Bewunderung und Abscheu erregt, und diese entgegengesetzten Gefühle waren auch in der Presse zum Ausdruck gelangt. Im allgemeinen überwog aber doch der Eindruck einer bedeutenden künstlerischen Persönlichkeit. Ein Rückschlag in der öffentlichen Meinung zu Ungunsten Lenbachs erfolgte freilich, als die akademische Kunstausstellung des Jahres 1874 das zwei Jahre zuvor gemalte Bildnis Kaiser Wilhelms brachte, das, wie schon erwähnt, zuerst ans der Wiener Weltausstellung erschienen war. Mehr als in Wien empfand man in Berlin, daß Lenbach gerade bei einem Manne, der noch kurz zuvor durch seine körperliche Rüstigkeit und seine geistige Frische trotz seiner siebzig Jahre die ganze Welt in Staunen versetzt hatte, die schlaffe, müde Haltung, die er vielleicht in einem Augenblicke zufällig wahrgenommen, nicht als etwas Charakteristisches hätte betonen sollen. Aber diese Vernachlässigung von Äußerlichkeiten lag schon damals im künstlerischen System Lenbachs, der auch hier seine ganze Kraft auf den Kopf konzentriert hatte, ohne freilich etwas Erschöpfendes zu erreichen. Ungleich besser fand sich Lenbach mit der Heldengestalt des ritterlichen Kronprinzen Friedrich Wilhelm ab, den er 1874 in Kürassieruniform malte. In der Haltung wie in dem tiefen Goldton kann sich dieses Bildnis den besten historischen Porträts Tizians an die Seile stellen, und es ist nur zu bedauern, daß Lenbach keine Gelegenheit gehabt oder genommen hat, ans diese dankbare Ausgabe zurückzukommen und die geistigen Eigenschaften, namentlich die echte Herzensgute des edlen Fürsten in dem Kopfe noch deutlicher widerzuspiegeln, als es ihm das erste Mal gelungen ist. Sonst blieb Lenbach mit der kronprinzlichen Familie, obwohl deren bevorzugter Porträtmaler der Wiener Heinrich von Angeli war, auch in späteren Jahren in Verbindung, wovon die Bildniszeichnung der Kronprinzessin und ein Gruppenbild ihrer Töchter, der drei Prinzessinnen Viktoria, Sophie und Margarete, zeugen. Während Lenbachs Aufenthalt in Berlin im Jahre 1874 entstand auch ein Bildnis der damaligen Gräfin von Schleinitz, der späteren Gattin des österreichischen Diplomaten Grafen von Wolkenstein, einer geistvollen Kunstfreundin, deren Salon in Berlin der Mittel und Stützpunkt der damals noch kleinen Wagnergemeinde war und bei der Lenbach als einer der Intimen dieser Gemeinde ein gern gesehener Gast war…“

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  14. Franz von Lenbach, seines Zeichens großer deutscher Maler, hat heute Geburtstag und weil er immer so schöne Bilder von unserem Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unserem Feldmarschall Helmuth von Moltke, unseren Kaisern Wilhelm I. und Friedrich IV. (III.), unserem Tondichter Richard Wagner und vielen anderen gemalt hat, würdigen wir Panzertiere ihn mit einer kleinen Werkschau. In Schrobenhausen wurde unser Meister Lenbach 1836 geboren und wirkte in München, Berlin und Wien. Seine Bleibe fand er schließlich in München und errichtete sich dort ein schönes Stadthaus. 1887 heiratete er die Gräfin Magdalena von Moltke, mit der er zwei Töchter hatte, und 1896 schloß er eine Ehe mit Charlotte von Hornstein, die ihm eine weitere Tochter schenkte. Viele kluge Gedanken über unseren alten Meister und sein Schaffen hat sich unser Kunstgelehrter Adolf Rosenberg in seinem Buch „Lenbach“ gemacht: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
    „Wenn Lenbach um diese Zeit bei dem kühlen Publikum und der noch kühleren Kritik Berlins noch manche Bedenken hervorrief, ja sogar ans entschiedenen Widerstand stieß, so entschädigte ihn dafür die begeisterte Aufnahme und das innige Verständnis, das er gleich seinen, Freunde Makart, dem es in Berlin noch schlechter ergangen war, bei den Wienern fand. Die starke Kluft, die damals viel weiter als jetzt zwischen norddeutschem Kunstverstand und süddeutschem oder, was fast dasselbe bedeuten will, deutschösterreichischem Kunstempfinden bestand, machte sich bei der Wertschätzung Lenbachs ganz besonders fühlbar, und es hat noch mehr als eines Jahrzehnts bedurft, bis die anfängliche Abneigung gegen Lenbach in Berlin und Norddeutschland einer ruhigeren, unbefangeneren Würdigung seiner künstlerischen Absichten wich, ^n Wien erkannte man sie schon frühzeitig, und als Lenbach im Frühjahr 1875, wieder im Wiener Künstlerhanse erschien, diesmal mit sieben Bildnissen, gab es sogar einen Kunstkritiker, der bei ihrer Beurteilung beinahe ebenso klar und scharf die letzten Ziele Lenbachscher Kunst erkannte, wie sie Lenbach selbst zwanzig Jahre später dem Schriftsteller Wyl in seinen mehrfach erwähnten Gesprächen enthüllte. „Man kann nicht sagen“, so schrieb damals Balduin Groller in der „Kunstchronik“, „daß er (Lenbach) ein Nachahmer (der Alten), noch weniger, daß er ein Eklektiker sei: er sieht mit eigenen Augen, nur die Kunst des Gehens hat er von den Alten gelernt. Wie er früher die Bilder eines Giorgione, Tizian oder Velazquez kopierte, so kopiert er jetzt die Individuen, die er zu malen hat: wie er sich dort nicht mit dem äußerlichen Nachpinseln begnügte, sondern die Seelen der Bilder mitmalte, so malt er auch hier nicht nur die leere Form, sondern auch den Geist, der diese belebt. In der malerischen Anordnung seiner Bildnisse, in der Behandlung des Details mag er leicht von anderen übertroffen werden, in der Hauptsache, in seiner Fähigkeit, eine ganze, volle Individualität bei ihrem Kern zu fassen, sie rein herauszuschälen, daß sie mit frappierender Klarheit vor dem Beschauer hintrete, darin braucht er vor keinem seiner Zeitgenossen die Waffen zu strecken. Sein Gebiet ist eng umgrenzt, allein innerhalb dieser Grenzen ist seine Kraft eine erstaunliche, und es zeugt von weiser künstlerischer Einsicht, daß er über diese Grenzen nicht hinausstrebt. Das Menschenangesicht als Spiegel der Seele ist ihm das wichtigste, aber auch das einzige Problem; in dieses versenkt er sich mit einem Ernste, der in seinem heißen Ringen und Mühen etwas Leidenschaftliches an sich hat. Hat er dieses Problem gelöst, so ist seine Spannung geschwunden, sein Interesse, vielleicht auch seine Kraft gelähmt. Der Kopf ist einmal da, das andere mag gehen oder stehen, wie es will. Die Hauptsache ist fertig, der Rest – für ihn ist’s ein „schäbiger“ Rest, um welchen sich zu mühen es nicht verlohnt. So kommt es, daß man vor einem Lenbachschen Bildnisse eher von einem vollendeten Werke als von einem fertigen sprechen kann, Gewandung, Hände, kurz alles, was noch sonst bei einem Porträt mitgesprochen hätte, ist flüchtig und breit, gleichsam nur andeutungsweise, hingestrichen, meist bis zur Unkenntlichkeit abgetont. Es ist, als hätte der Künstler gefürchtet, daß irgend etwas davon bei etwas sorgfältigerer Behandlung in ungelegene Konkurrenz mit der Hauptsache treten könnte.“ Über einen Punkt konnte aber auch dieser Kritiker nicht hinweg, wie alle anderen nach ihm, über die völlig unverständliche Vernachlässigung der Hände, über die sich auch Lenbach selbst in seinen Unterredungen mit Wyl nicht ausgesprochen hat. Wenn er auch nicht zu den alten Meistern, die ans die Mitwirkung der Hände als wichtiges Hilfsmittel zur Charakterisierung des Menschen ein besonderes Gewicht gelegt haben, zu Leonardo da Vinci, zu Dürer und Holbein in engere Beziehungen getreten ist, so spielen doch auch bei den Meistern, die seine Leitsterne gewesen sind, bei Tizian, bei Rubens, van Dyck und Velazquez, die Hände keineswegs eine untergeordnete Rolle. Bei einem so scharfen Denker wie Lenbach bleibt also nur die Vermutung übrig, daß er mit Absicht auf die Mitwirkung der Hände verzichtet hat, weil seiner Meinung nach schon im Angesicht der Ausdruck des geistigen Lebens so erschöpfend wiedergegeben werden mußte, daß jeder weitere Kommentar überflüssig war, vielleicht auch, weil andere vor ihm die „Psychologie der Hände“ schon so gründlich ausgenutzt hatten, daß für ihn nichts mehr zu tun übrig geblieben war…“

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