König Ludwig der Deutsche

„In langem, schwerem Bruderkrieg

Ludwig mit Karl erfocht den Sieg.

Nun im Vertrag von Verdun ward

Deutschland „Ludwigs des Deutschen“ Part.

Er eint die Länder rechts des Rheins,

Dazu noch Speyer, Worms und Mainz,

Soweit der deutsche Sprachbereich,

Zu einem eignen Königreich.

Doch ward ihm weder Ruh’ noch Frieden

In seinem Leben je beschieden:

Mit seinen Brüdern und den Böhmen

Mußt’ häufig er den Kampf aufnehmen;

Und was er in der Jugend Jahren

Gesündigt an den grauen Haaren

Des Vaters, rächten an dem Greise

Die eignen Söhne gleicher Weise.“

(Max Barack)

Ganz so schlimm ging es zu Zeiten unseres Königs Ludwigs des Zweiten auch nicht zu. Seinen Beinamen der Deutsche verschaffte ihm seine lange Regierungszeit. Immerhin 36 Jahre lenkte er die Geschicke unseres alten Reiches und festigte so das noch dünne Band unserer deutschen Stämme. Daß er sein Reich unter seine Söhne verteilt hat, ist eine altdeutsche Unsitte, welche wir vom Frankenreich nur zu gut kennen, aber selbst im Nibelungenlied bei unseren Burgundern finden. Erst unser König Heinrich der Erste sollte seinen Sohn Otto den Großen zum alleinigen Nachfolger erklären und seine anderen Söhne zu dessen Lehnsträgern machen. Aber für diesen Quantensprung war es zu Zeiten Ludwigs des Deutschen noch nicht so weit… Geboren wurde unser König Ludwig um 805. Sein Vater war Kaiser Ludwig der Fromme und seine Mutter dessen Gattin Irmingard von Hespengau. Von 840 bis 876 hat er regiert und mußte sich nicht nur mit seinen lieben Verwandten herumschlagen, sondern auch die Normannen und Slawen in Schach halten. Nach Osten hin tat er wenig, aber der Kampf um das Rheinland ist eben wichtiger als die Ostsiedlung. Mit seiner Gattin Emma hatte er drei Söhne und vier Töchter. Wir Panzertiere gedenken seiner am Tage seines Heimgangs, da wir seinen Geburtstag nicht kennen. Das deutsche Requiem von unserem großen Tondichter Brahms lasse ich daher nun zum Heimgang Ludwigs des Deutschen erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=D_dxlS87yrw Dazu wird die Teilung des Frankenreiches im Vertrag von Verdun bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) besiegelt: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11333193

„Unterdeß waren die Vorbereitungen zu der Reichsteilung beendigt, und im Anfange des Monats August 843 kamen die drei Könige zu Verdun zusammen. An einem Orte in der Nähe, der Dungeih genannt wird, wurde der Teilungsvertrag geschlossen. Nach einer sehr sinnreichen Erklärung bedeutet dieser Name: Ding-Eiche, Gerichtseiche, der alte Gerichtsplatz des Gaues. Wie Ludwig und Karl bei Straßburg auf offnem Felde, vor den Augen ihrer Heere, ihren Bundeseid geschworen hatten, so mögen auch jetzt die drei Brüder unter freiem Himmel, vor ihren Getreuen und Kriegern, den Teilungsvertrag beschworen haben; und welcher Platz wäre dazu geeigneter gewesen, als der uralte ehrwürdige Platz der Volksgerichte? (Möglich, daß das heutige Dorf Dugny bei Verdun diesen Platz und Namen bezeichnet.) Die Zeit des Abschlusses ist zwischen dem 6ten und 10ten August, vielleicht an eben diesem letzten Tage, anzunehmen. Durch diesen Vertrag erhielt: I. Ludwig, den die Geschichte von nun an den Deutschen nennt, alles Land diesseits des Rheines, mit Ausnahme von Friesland, welches durch eine Linie von der Weser-Mündung nach der Waal hin vom Sachsenlande geschieden wurde. Dafür bekam er am linken Rheinufer die Städte Mainz, Worms und Speyer mit ihrem Gebiete, des Weinwuchses wegen, sagt ein alter Chronist, hauptsächlich aber wohl, damit die Bischöfe dieser Städte von ihren Sprengeln in Deutschland nicht getrennt würden. Dann lief die Grenze am Rheine hinaus bis Basel, schnitt von der Schweiz den altdeutschen oder alemannischen Teil ab, welcher Solothurn, Zürich, Bern umfaßte, lief an den Berner Alpen hin, dann über die rhätischen und norischen Alpen, trennte das bis nach Bozen reichende Bayerland von Italien, und berührte endlich die Karnthener Alpen und die Donau, so daß der größte Teil des jetzigen Österreich und ein Teil von Ungarn noch zu Bayern gehörten. II. Lothar bekam außer Italien den langen Landstrich, der längs dem Rheine und bis an die Weser-Mündung zur Nordsee, also neben ganz Deutschland, fort lief, und aus der andern Seite von Karls Ländern durch die Rhone, Saone, Maas und Scheide getrennt wurde, so daß also Wallis und Wadtland von der Schweiz, das südöstliche Frankreich, Elsaß und die Gegenden der Mosel, Maas und Scheide, so wie der Rhein- und Emsmündungen, zu Lothars Reiche gehörten. Es enthielt die beiden Kaiserstädte Rom und Aachen, und so drückte sich in diesem Reiche immer noch die Idee des Kaisertums aus, welches die Einheit des Reiches Karls des Großen aufrecht halten sollte. III. Karl, später mit dem Beinamen der Kahle bezeichnet, bekam das ganze übrige Frankreich bis ans Meer und jenseits der Pyrenäen, die spanische Mark. Er versprach die Söhne seines Oheims Pippin zu versorgen; aber statt dessen hat er sie ferner verfolgt. Seinen Vetter Pippin setzte er, sobald er sich seiner bemächtigen konnte, ins Gefängnis, und in demselben ist er auch endlich gestorben. Den zweiten Sohn Karl brachte Ludwig der Deutsche 856 aus den erzbischöflichen Stuhl von Mainz, nachdem der treffliche Rhabanus Naurus gestorben war. Bei Karls Reiche ist der Name der Franken geblieben, obwohl dasselbe nicht ihre ursprünglichen Sitze enthielt, sondern von ihnen erobert worden war. Für die nächste Zeit bleibt aber der fränkische Name noch überall vorherrschend, man nannte die Deutschen Ostfranken, die Franzosen Westfranken. Diese Teilung des herrlichen großen Reiches mußte vielen der Zeitgenossen als eine Schmach und ein Unglück erscheinen. Sprach- und Stammverwandte wurden getrennt, und was nicht zusammengehörte vereinigt. Die Bewohner der beiden Rheinufer, bis dahin durch Sprache und Herrschaft meist eng verbunden, gehörten nun zweien Reichen an, der Friese dagegen an der Nordsee war mit dem Bewohner von Unteritalien zu Einem Ganzen verbunden. Die trüben Zeiten, die vorangegangen waren, hatten den guten Mut der Menschen gebrochen, denn so wie die letzten Jahre der Regierung Ludwigs des Frommen, so waren auch die drei Jahre nach dessen Tode durch eine Reihe von Unglück und Zerstörung bezeichnet gewesen, unter welchen wiederholte Einfälle der Normannen an den Nordküsten von Frankreich und der Sarazenen an den südlichen keinen geringen Platz einnahmen. Die Kaiserin Judith, welche einen bedeutenden Anteil an den innern Verwirrungen des Reiches genommen hatte, ja gewissermaßen als die Hauptursache von denselben anzusehen war, starb um die Zeit des Vertrages von Verdun. Sie hatte noch den großen Kummer zu ertragen, daß ihr Sohn Karl, für den sie Alles getan hatte und auf den sie auch noch in den ersten Jahren nach des Vaters Tode bedeutenden Einfluß gehabt zu haben scheint, sich von ihr abwendete, seit er mit seinem Halbbruder Ludwig verbunden war, und ihr sogar die reichen Schätze nahm, welche sie von dem schwachen Ludwig dem Frommen erhalten hatte. Die bedeutenden und einflußreichen Männer aus Karls des Großen und Ludwig des Frommen Zeit waren überhaupt schon vom Schauplatze abgetreten oder traten doch in dieser Zeit ab; ein neues Geschlecht, dem vorigen nicht gleich, betrat die Bühne. Adelhard, Wala, Elisachar, Matfrid, Hilduin, sie waren sämtlich, Hilduin zuletzt im Jahre 842, in die Gruft gesunken. Auch Nithard, der treue Diener Karls des Kahlen, tritt mit dem Jahre 843, mit dessen Anfange er seine Geschichte beschließt, ganz zurück; aus Überdruß an dem schlechten Zustande des öffentlichen oder des Hoflebens zog er sich in die Einsamkeit des Klosters Sankt Riquies zurück, und fiel hier als Abt am 15. Mai 846 unter dein Schwerte der Normannen…“

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